Anthologika
Teil 22 siehe hier …
Das Fürwort «ich», so lässt sich aus der Anthologie ersehen, ist das häufigste Wort überhaupt, mit dem Gedichte eröffnet werden: «Ich saz ûf eime steine …» (Walther) – «Ich ging im Walde so für mich hin …» (Goethe) – «Ich hatt’ einen Kameraden …» (Uhland) – «Ich sah des Sommers letzte Rose sehn …» (Hebbel) – «Ich weiss nicht, was soll es bedeuten …»(Heine») – «Ich steh auf hohem Balkone …» (Droste-Hülshoff) – «Ich leide an Versagensangst …» (Gernhardt) – «Ich bin ganz von selber gegangen …» (Drawert) – Usf.
Bemerkenswert ist nun, mit Blick auf die hier versammelten (rund 30) Ich-Gedichte, dass die Erste Person fast durchwegs als unbestimmtes lyrisches Ich eingesetzt wird: Das Ich spricht also nicht direkt für den Autor, die Autorin, sondern für ein anonymes Subjekt, das auch mit «man» oder «wir», sogar mit einem neutralen «du» bezeichnet werden könnte: «Man weiss nicht, was soll es bedeuten …» – «Wir leiden an Versagensangst …» – «Du bist ganz von selber gegangen …»
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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