JEDEN TAG, OHNE TRAUERGELEIT
Dass schon wieder diese Blumen blühen!
Die vorher blühten, verlieren schon ihre Blüten.
Ich mag keine blühenden Blumen anschauen!
Raus aus dem Haus vor Sonnenaufgang,
wegbleiben bis Sonnenuntergang
− ich will das Sterben nicht sehen.
Deshalb halte ich keinen Hund, keinen Goldfisch,
ich mag diese blühenden Blumen nicht.
Ich halte es nicht aus, dieses Abfallen.
Blumen, die jeden Tag dahingehen ohne Traueranzeige,
Blumen, die jeden Tag dahingehen ohne Trauergeleit.
mal flamboyant, mal ruhig und gelassen beschwört Lee Seong-bok das Leben.
Lee Seong-boks Gedichte sind eine Feier des Individuums. Sie nehmen sein Glück, seinen Schmerz, seine Lust, sein Leiden, seine Fähigkeit zur Liebe ernst und finden dafür poetische Bilder. „Lebensstudien“ nennt der Autor selbst seine Gedichte, die das Rationale oft übersteigen. Sie sind geheimnisvoll, grotesk, verspielt, wenden sich dem Alltäglichen zu und stellen sich zugleich den existenziellen Fragen.
Wallstein Verlag, Ankündigung
Uwe Kolbe liest auf dem XX. International Poetry Festival von Medellín 2010.
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