WERKSKLUMPE WORT
Die Putzherrin putzte mit als einzige bisher und
aaaaaschrieb nach
unserem zweiten Putzvormittag, somit unser
aaaaaPutzverhältnis
beendend, lieber wäre sie in einem anderen als dem
hauswirtschaftlichen Zusammenhang mit mir in
aaaaaKontakt
gekommen. Wenn ich Gift reinstreue ist das eine
aaaaaAnnäherung
D A sPU t ZM it tEl L ä ß t M ICh D e R FläCh eschNELLER
NÄ heR kommenDer F r eMD enWI eDer EI genen FleCHte mache
Reklame für die Werksklumpe Wort Companie. Nach und nach
Haftung Lösung Auflösung, etwas bappt soll gelöst aufgewischt
weggewischt sein. Ein Tisch ward gedeckt für Gäste und
abgedeckt eine Aufwartung die Reste von Durst und was danach
kommt wofür es wahrscheinlich kein Wort gibt Lebensklumpin im
Tag mir zwei Menschen halfen heute. Schreibe einfache Sätze
auf spüre die Nähe zum Putzen deutlich Sequenzen für die
Ausdauer WEL c hE S FlecK c Hen I NW e LcHem ECkc h e nMIT
welCH e m Läppchen? Hatte die Außentreppenstufen und die
Stufen durch den Garten und die Stufen hin zur Straße statt
mit Schrubber mit einem Aufwischlappen gescheuert auf Knien,
stand aufrecht mit der Gebieterin und dem verklumpten Lappen
vor dem Schrecken weder Wehr geheult noch mit Wort erklärt,
hatte mir doch vorgenommen mich bedingungslos tätig erweisen
und aufschreiben die Anordnung der Wörter verlier ich nicht
aber verliere den Sinn der Wörter für Anordnung von Leben. Je
mehr ich mich den Vorstellungen aus beflissenem Leben befreie,
um so deutlicher höre ich etwas Kleingläubiges in meinem
Ausdruck putz ich noch am liebsten mit altmodisch praktischen
verschiedenseitigen Schwämmchen Ideen sind Häuser
gegengeputzt, gelb für innen grün für außen im Moment gab es
bei größerer Gelassenheit für gröbere Geborgenheit ein
Heimspiel hier ein Heimspiel dort. Noch ein dritter quasi
intimer Ort, Timer, intime out nicht zu Hause und ich
bekomme den doppelten Rat keine Videostatistin werden keine
solche Station jetzt zu gefährlich, nehme wohl den Dreck wahr
sagen sie ich hätte ein Vokabularium für das Geschehen
…
Sabine Hassinger
Der vorliegende Band versteht sich als Dokument, als Anthologie und als Manifestation.
Als Dokument gibt er das im Literarischen Quartier der Alten Schmiede in Wien unter dem Titel Drehpunkte zwischen Poesie und Poetologie heute stattgefundene 34. Autorenprojekt des Literarischen Quartiers wieder. Das von den Herausgebern dieses Bands konzipierte Projekt wurde in zwei unterschiedlichen Teilen realisiert: als ein im Rahmen der Wiener Vorlesungen zur Literatur abgehaltener Veranstaltungsblock unter dem Untertitel Untersuchungen vom 28. bis 30.6.1999, und als einige im Zeitraum Oktober 1999 bis März 2000 unter dem Untertitel Scheinstellungen abgehaltene Abende mit jeweils zwei Autorinnen, Autoren.
Als Anthologie versammelt der Band nicht nur das Material zu den „Untersuchungen“, sondern auch Beiträge aller Autorinnen und Autoren zu den „Scheinstellungen“, wobei es diesen freigestellt war, ihre Beiträge für diese Publikation zu ergänzen, zu modifizieren oder – etwa bei betontem Auftrittscharakter einer Darbietung – durch etwas der Buchform Adäquates zu ersetzen.
Die aus dem gesamten Projekt hervorgegangene Publikation erweist sich als eine exemplarische Manifestation heutiger Möglichkeiten einer poetisch-poetologischen Darstellung und eines poetisch-poetologischen Diskurses. Die hier versammelten Autorinnen und Autoren, ihre Texte und poetologischen Beiträge, sind für uns gegenwärtige Beispiel einer relevanten Dichtkunst, deren Grundlagen mit diese Band beleuchtet werden.
Zur Ausrichtung der zugrundeliegenden Veranstaltungen
Das gesamte Projekt Drehpunkte zwischen Poesie und Poetologie heute war darauf ausgerichtet, mögliche S c h n i t t p u n k t e zwischen Poesie und Poetologie aufzuzeigen und darzustellen. Fragen wie etwa die folgenden erschienen uns dabei als zielführend: Was kann „avancierte“ Dichtung im Nachfeld zu Konkretismus und Postmoderne heißen und leisten? Inwieweit vermengen sich dichterische und poetologische Praxis in den Arbeiten von Autoren? Inwieweit lösen sich poetologische Ansprüche in den poetischen Texten ein, inwieweit bedarf es einer expliziten Kenntnis oder Ausführung der eigenen poetischen Fundamente? Wie tragfähig sind diverse Modelle poetologischer Erkenntnis und Behauptung, die von „wilder Reflexion“ bis zu Deduktion und Analyse reichen, vom Dialog mit dem eigenen Text bis zur bewußten Positionierung im Feld der heutigen Literatur?
Da es im ersten Projektteil den Untersuchungen, auch um eine Miteinbeziehung der L i t e r a t u r w i s s e n s c h a f t bzw. um eine Begegnung von Literaturwissenschaft und Poesie ging, stellten sich dabei weitere Fragen: Welche Unterschiede gibt es zwischen den „Poetologien“ von Poeten und Literaturwissenschaftlern? Tritt das literaturwissenschaftliche Instrumentarium mit der Poetologie von Autoren in Kontakt? Kann ein literaturwissenschaftlicher Text die Grenzen zur Dichtung überschreiten, indem er gewisse der Poesie zugeordnete Verfahrensweisen und Strategien benützt? Gibt es eine Angemessenheit literaturwissenschaftlicher Herangehensweisen an einen Text, zum Beispiel im Hinblick auf die von Wissenschaft geforderten Kriterien der intersubjektiven Überprüfbarkeit und Objektivität? (Dieser Grundstock an Fragen lag allen Teilnehmern der Untersuchungen mit der Bitte, sich an ihnen in ihren Beiträgen zu orientieren, vor.)
Da wir eine Darstellung der Überschneidungen und Wechselwirkungen von Poesie und Poetologie im Auge hatten, wurde von uns Poetik (als verfestigte, normative Poetologie) ebenso vorweg außer betracht gelassen wie etwa Annäherungen aus literaturferneren Wissensgebieten (Soziologie, Naturwissenschaft u.a.). Poetologie haben wir in der ganzen Bandbreite der Bedeutungen des Begriffs gesehen, also als: Reflexion; Behauptung und Erwiderung; prozessuales Wechselspiel von Analyse und Synthese; Bezugnahme und Ortung; Manifestierung und Programm. Da sich innerhalb dieses Ensembles an Möglichkeiten dann Schwerpunkte ergeben haben, mag an der Auswahl der Autorinnen und Autoren genauso gelegen sein wie am gegenwärtigen Stand der Diskurse. Im Fall der literaturwissenschaftlichen Beiträge haben wir darauf Wert gelegt, Vertreter unterschiedlicher theoretischer und methodischer Provenienz einzuladen.
Dem von Untersuchungen und gegenseitigen Bezugnahmen geleiteten ersten Projektteil, dessen Struktur durch ein striktes Modell bestimmt war, haben wir die „lockere“ Folge der Scheinstellungen als zweiten Veranstaltungsteil gegenübergestellt, der auf implizite Darstellungen poetologisch-poetischer Verschränkungen abzielt. Den einzelnen Autorinnen und Autoren war als Aufgabe gestellt, von ihnen gewählte Leitbegriffe in ihren Texten, Auftritten und Reflexionen zu umkreisen bzw. die eigenen poetologischen Fundamente mit zu formulieren oder auch direkt einzulösen. Der Titel Scheinstellungen weist auf unsere Grundthese von der Gemachtheit jeder Einstellung. Wir gingen also davon aus, daß eine Abfolge verschiedener Einstellungen die Qualität des Scheins jeder (einzelnen) Einstellung hervortreten läßt, wobei wir den Terminus ‚Einstellung‘ sowohl als Fokussierung (diverse ‚Lichtkegel‘) wie auch als das mit ‚Meinung‘ oder ‚Haltung‘ Umschriebene verstanden haben.
Thomas Eder & Christian Steinbacher, 2000
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