Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Leben und Werk (Teil 5)

Leben und Werk
Schreiben als Überlebensstrategie?

Teil 4 siehe hier

Schriftsteller wir Frisch, Grass, Lenz oder Martin Walser sind wohl die letzten, die noch für eine Weile als neuzeitliche «Klassiker» überdauern werden – eine Perspektive, eine Qualität, die heute von keinem Debütanten mehr angestrebt wird. Niemand gibt sich noch der Illusion hin, der eigene Text könnte oder sollte so etwas wie ein Garantieschein sein für eine gesicherte postume Existenz. Man begnügt sich damit, «in» zu sein, dabei zu sein, mitzureden. Man macht, indem man schreibt, seinen Job, erfüllt einen Vertrag, bezieht sein Honorar und sieht sich – mit einem neuen Projekt im Laptop – nach dem nächsten Job um. Keinerlei Anspruch, als literarische Autorität irgendeinem Kanon anzugehören und diesen für die restliche Weltzeit zu repräsentieren – weit wichtiger ist der punktuelle Erfolg und ist ausserdem der «Spass», der unbedingt dazugehört. Doch womöglich wird derartiger Spass und werden selbst solch flüchtige Erfolge bald schon irrelevant – mit ChatGPT wird künstliche Intelligenz den Grossteil literarischer Produktion übernehmen.
Nicht auszuschliessen allerdings, dass ein minimaler Rest starker Literatur dagegenhalten kann mit Texten, die sich weder abrufen noch verbrennen lassen. Doch wem sind solche Texte fortan zuzutrauen? Von wem – von was für einer Autorschaft – darf man sie erwarten? Und wo bleibt das «Publikum», das das notwendige Zutrauen und die entsprechenden Erwartungen überhaupt noch aufbringt?

 

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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