Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Eins und alles und das Selbe (Teil 2)

Eins und alles und das Selbe

Teil 1 siehe hier

Die Verallgemeinerung ist Voraussetzung und zugleich die einzige Möglichkeit der entsprechenden Begriffsbildung: Was klar vor Augen steht (und generell was sinnlich wahrgenommen wird), lässt sich in Worten stets nur ungefähr und unvollständig wiedergeben. Seit jeher werden begriffliche Verallgemeinerungen bewerkstelligt, Kategorien und Kriterien und Normen (Normalitäten) begründet, um all die unzähligen Einzelfälle, Einzeldinge, Einzelheiten (irgendwelcher Art) gleichsam zu kasernieren: Gruppen, Arten, Gattungen, Gemeinschaften, Staaten – dazwischen und darin die zahllosen Leerstellen.
Um diese unbenannten, unbenennbaren Leerstellen zu überbrücken, braucht es einen Akt des Übersetzens wie auch des Übersetzens, allerdings fehlt es in diesem Fall an einem Ur- oder Originaltext. Was vorliegt, ist ein Original ohne Text, etwas real Gegebenes, wie immer Geartetes, das als solches übersetzt beziehungsweise übergesetzt werden soll.
All dies ist so neu nicht – von der antiken Sprachphilosophie bis hin zu Novalis und Walter Benjamin gibt es dazu vielerlei Erwägungen, doch das Problem bleibt ungelöst, ist wohl unlösbar, und offenkundig braucht es auch gar keine Lösung, da man sich mit dem gegenüber aller Realpräsenz defizitären Sprachgebrauch längst abgefunden hat.

Fortsetzung hier

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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