Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Eins und alles und das Selbe (Teil 3)

Eins und alles und das Selbe

Teil 2 siehe hier

Die einstmals beredt vorgetragene Klage darüber, dass «kein Ding sei, wo das Wort gebricht», ist längst verstummt: Wenn die Sprache die Wirklichkeit nicht einzuholen vermag, tun das nun vermittels neuer Medien die technischen Bilder; und sie tun es derart perfekt, dass der Schein das Sein, die postfaktische Wahrheit den wirklichen Tatbestand zu überbieten droht. Das Problem und das Verfahren der Übersetzung wie auch des Übersetzens verlagert sich mehr und mehr auf den intermedialen Transfer zwischen Wort und Bild. Und mehr und mehr kommt es folglich auf die Differenzen an – nicht «was ist das» oder «wer ist er» ist die Frage, sondern worin unterscheidet sich dieses von jenem und der eine vom andern.
«Das Wort», Antonin Artaud weiss es, «stellt den Massstab für unsre Ohnmacht dar, den Massstab für unsre Trennung vom Realen.» Denn sobald das Wort – als etwas Hergeholtes, Zusätzliches, von der konkreten Dingwelt Abgesetztes – da ist, gehört es allen, und das heisst, es gehört allen andern; wer es ergreift, wer es ausspricht, bricht mit der Welt, indem er sie benennt.

 

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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