Georg Zemke: Atmender Strom

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Georg Zemke: Atmender Strom

Zemke/Kania-Atmender Strom

EINE TORTE

Man nehme, so man hat, und mache
das Leben sich zur Herzenssache,
entscheide zwischen süß und bitter,
serviere keine armen Ritter.
Aus Heiterkeit und guten Worten
bäckt man die schönsten Wonnetorten.
Man zittre nicht vor dem Problem,
wie wird aus Seele Buttercrem.
Und wuchre nicht mit seinem Pfund,
die Sehnsucht ist der Tortengrund.
Als Füllung dient die Phantasie,
gewürzt mit etwas Poesie.
Beachte man den Fingerzeig,
nimmt man als Decke Blätterteig
aus Optimismus, Freundlichkeit und Minne,
ein wahres Zauberbackwerk für die Sinne!
Was dann noch fehlt ist wirklich nur
das Glück als Tortengarnitur.

 

 

 

Nachbemerkung

In der Nähe des Berliner Alexanderplatzes, in der Lietzmannstraße 13, einem Arbeiterviertel, erblickt Georg Zemke neben der Schusterei seines Vaters am 23. April 1903 das Licht dieser Welt. Umgeben von Not und Elend, engen Straßen, Mietskasernen und einem Gefängnis, wächst er dort auf. Besucht erst vom 6. bis 9. Lebensjahr die 69. Gemeindeschule, um dann die G. Kimpel’sche Höhere Knabenschule mit der „Einjährigen-Prüfung“ zu bestehen und zu verlassen. Im gleichen Jahr 1920 wird er Lehrling in der Spezialbuchhandlung für Architektur und Kunstgewerbe von Max Spielmeyer in der Wilhelmstraße 98. Außerdem ist er Hörer von Fachvorlesungen an der Handelshochschule in Berlin. Erster Weltkrieg als Kind, Revolution als Jugendlicher, Kapp-Putsch und Inflation als junger Erwachsener hat er nun miterlebt und beendet seine Ausbildung zum Verlagsbuchhändler und Sortimenter im Januar 1923.
Für ein halbes Jahr wird er Verlagsgehilfe beim Dietrich Reimer Verlag, bis dessen wirtschaftliche Schrumpfung eine Entlassung nötig macht. Bis zum April 1924 arbeitet Georg Zemke als Kontorist der Motorpflug AG, um dann auf eigenen Wunsch dort wieder auszuscheiden. Denn der Verlag Dietrich Reimer hatte ihn aufgefordert, wieder in den Verlag einzutreten, als Mitarbeiter.
Im Jahre 1924 werden die ersten Gedichte von ihm in Zeitungen veröffentlicht. Wie bisher wird er sich im späteren Leben weiterhin autodidaktisch bilden und Gedichte, Novellen und ein Hörspiel schreiben.
1927 gründet er mit Helmut Hurst und Kurt Virneburg den Verlag Der Aufbruch Berlin NO 43. In diesem Verlag erscheinen Bücher von Ludwig Kunz, Hansjürgen Wille, Otto Rombach, Friedrich Norden, Willi Schäferdiek, Diemar Moering, Hermann W. Anders und Georg Zemke.
Außerdem erscheint die von Virneburg herausgegebene Lyrikanthologie Stimmen der Jüngsten dort. Sie vereint Lyrik von Theodor Kramer, David Luschnat, Otto Rombach, Georg Zemke, Heinz Zucker u.a.
Auch in der Anthologie jüngster Lyrik vom Gebrüder Enoch Verlag in Hamburg, von Willi R. Fehse und Klaus Mann herausgegeben, sowie in Zeitungen wie Vorwärts; Berliner Börsenzeitung u.a. erscheinen Zemkes Gedichte. Im Aufbruch-Verlag kommt seit 1929 auch eine Literaturzeitschrift heraus. Das Signal, Blätter für junges Schaffen, erscheint bis 1932. Zum Anfang sind die Herausgeber Bernhard Huffschmid und Georg Zemke, letzterer steigt bald aus und liefert nur noch Beiträge für das Signal. Im Jahre 1931 erscheint das Signal einige Monate im Verlag Die Rabenpresse von Victor Otto Stomps. Auch Huffschmid hat sich nun umbenannt, der Herausgeber heißt: Caspar Hardy. Im selben Jahr erscheint als erstes Signalbuch in der Rabenpresse der Gedichtband Bannmeile des Lebens von Zemke.
Auch im SDS, im Kartell lyrischer Autoren unter der Leitung von Alfred Richard Meyer, ist er Mitglied.
1932 inszeniert er für diesen großen Lyrikförderer zusammen mit Werner Bergengruen, Herbert Fritsche und Arthur Silbergleit eine große Ehrung der Lyriker. A.R. Meyer alias Munkepunke ist nun 50 Jahre alt, und Zemke ist seit einem Jahr verheiratet mit Elsbeth Wolter und wohnt mit ihr und seinen Eltern in Rahnsdorf. Weiterhin im Verlag Dietrich Reimer beschäftigt, später dort Leiter der Seekartenabteilung, überlebt er Hitler und den Krieg. Nach der Kriegsgefangenschaft arbeitet er ersteinmal in einer Köpenicker Buchhandlung, um dann später Mitarbeiter im Verlag der Nation zu werden. Dort arbeitet er dann bis zur Rente als Lektor.
Dies ist ein erster, zu kleiner Abriß von einigen Ereignissen im Leben von Georg Zemke.
Eine umfangreiche biograpfische Arbeit steht noch aus. Auch längere Essays, so über die Alfred Richard Meyer Ehrung 1932, an der sich Lyriker wie Max Hermann-Neisse, Erich Mühsam, RudoIf Leonhard, Walter Hasenclever, Roda Roda, Alfred Wolfenstein und sehr viele andere beteiligten steht noch aus und wird demnächst in diesem Verlag erscheinen.
Für die vielen gemeinsam verbrachten und verquatschten Stunden meiner zweiten Lehre in Sachen Literatur, Dir, lieber Georg, besten Dank.

Dein Hendrik Liersch, Nachwort

1 Antwort : Georg Zemke: Atmender Strom”

  1. Ziesecke, Uta sagt:

    Hallo, Herr Liersch, ich denke, Sie waren es , der diese Info über Georg Zemke eingestellt hat. Auch ich kannte Georg Zemke lange Jahre und besitze einige handgeschriebene Gedichte von ihm. Sollten Sie seine Biografie schreiben, dann melden Sie sich bitte bei mir.
    Uta Ziesecke

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