Ingolf Brökel / Ulrike Ertel: Zusammen Hänge

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Ingolf Brökel / Ulrike Ertel: Zusammen Hänge

Brökel & Ertel/Ertel-Zusammen Hänge

BERLINER PFLANZE

es sei kein leben
sagst du
im www
du bist zwar vernetzt
aber verbunden
mit keinem
du willst
dir das leben nehmen
in der erde
sagst du
steckt es.

 

 

 

Zusammen Hänge – ein Nachwort

Jede Ausstellung ist eine Interpretation und jede Interpretation auch Konstruktion ausgestellter Arbeiten. Zusammenhänge, hier Zusammen Hänge, erschaffen und erschöpfen bekanntlich.
Die Gedichte von Ingolf Brökel zeichnen Impressionen selbst gemalter Bilder, die sich zwischen Vorstellungen und Erinnerungen bewegen. Dabei entstehen lakonisch-witzige Begegnungen, die das Alltägliche kommentieren, die Realität in Frage stellen und die Wahrheit aufspüren. Während er sich mit den elementaren Dingen des Lebens beschäftigt, scheint er ihnen schmunzelnd – als spielerischer Gefährte – zur Seite zu stehen. Er setzt sich über das Gegenwärtige und Vergängliche hinweg und sucht das Zeitlose und Beständige.
Dieser Drang wird auch in den Fotografien von Ulrike Ertel sichtbar. Sie verbildlicht das Allgegenwärtige in Form einer immer da gewesenen Unvergänglichkeit. Sie erzielt sie durch die Ambiguität zwischen dem Bekannten und doch Fremden. Die Motive sind oftmals so verschwommen oder so stark fragmentiert, dass Ertel sie der Wiedererkennung entrückt. Dennoch sucht der Betrachter das Bekannte identifizieren zu wollen, um sich dem Motiv anzunähern.
In dieser Hinsicht setzen sich beide Künstler mit ihrer nächsten Umgebung auf distanzierte Weise auseinander und rücken sie in eine verfremdete Perspektive, wodurch sie diese in Frage stellen. Bilder und Texte haben den Geist nicht aufgegeben, sie unterliegen der Logik des Rätselhaften: visuelle und sprachliche Kommunikation wird hier erschaffen und durch die Kunst des Weglassens und der Zurücknahme bei Brökel wie auch bei Ertel scheinen sie unerschöpflich.

Katja Lenz-Zemp, Nachwort

 

Fakten und Vermutungen zum Autor

 

Ingolf Brökel (Text) & Erhard Ertel (Video/Musik)
Trailer zu Häschen in der Grube – Ein Stück Abend aufgeführt am 23. Oktober 2004.

1 Antwort : Ingolf Brökel / Ulrike Ertel: Zusammen Hänge”

  1. Roland Müller sagt:

    (…)
    Von den Gedichten sind mir, trotz der kurzen Zeit zum Lesen, vier in Erinnerung geblieben. Als erstes möchte ich hier „Pendel“ nennen. Die Idee, das Gesetz des mathematischen Pendels, dessen Schwingungsdauer zwar von seiner Länge und der Erdbeschleunigung, nicht aber von der trägen Masse abhängt, mit den historisch-politischen Wenden der letzten Jahrzehnte in Verbindung zu bringen, ist zwar gewagt, aber dennoch fast genial. Wieviele der Leser werden das verstehen? Doch darf sich ein Dichter überhaupt davon irritieren lassen, wie groß das Verständnis für seine Intentionen (zur Zeit) ist?
    Schön auch „Gauß“, das Bild mit der Glockenverteilungskurve, den Kleinen, Großen und vielen Mittelmäßigen. Auch dieses Gedicht, das unbedingt so oder so ähnlich geschrieben werden musste, ist relativ komplex für die singende und klingende Mehrheit. Und durchaus interessant ist natürlich, wer wem hilft.
    „Metamagicum“ betrachte ich als empörten Anruf an die, in sich selbst versauernde, korrumpierte akademische Realität. Ja, nochmals ja. Doch die Lyrik wird diese Probleme nicht lösen. Aber sie kann daran mahnen, den Blick nicht ganz im Rauschen zu verlieren.
    Zum Schluss noch „Sauo“. Ich glaube, ich verstehe die Thematik, viele andere werden es vielleicht schwerer damit haben. Mir gefällt der Schluss, er ist so poetisch offen. Das kann nicht jeder.
    Insgesamt beeindrucken mich der allgemeine Ton und der Gestus der Gedichte mit ihrer souveränen Sachlichkeit in den wohlgewählten, präzisen und knappen Worten und natürlich der großen Poesie in den Bildern.
    (…)

    Roland Müller

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