Unbekannter Autor Gedicht „Im Walde in kühlem Schatten“

UNBEKANNTER DICHTER

Im Walde in kühlem Schatten

Im Walde in kühlem Schatten
Lag ich auf grünen Matten,
Da kamen zwei ganz große Ratten,
Die zerfraßen mir meine schönen Krawatten
Nu mecht’ ich bloß wissen, was se dadervon hatten.

vor 1880

 

Konnotation

Der Altphilologe und Volkskundler Oskar Dähnhardt (1870–1915) war ein begeisterter Sammler populärer sächsischer Sagen, Volkslieder und Scherzgedichte. In seiner zweibändigen Sammlung Volkstümliches aus dem Königreich Sachsen, auf der Thomasschule gesammelt (1898) hat er eine gewaltige Dokumentation von mundartlichen Sprüchen, kauzigen Geschichten, heiteren „Zungenübungen“ und komischen Gedichten angelegt. Die dort versammelten Gedichte zehren von der immanenten Komik ihrer Reimbildungen.
In knappen Strichen wird hier zunächst ein Muße-Augenblick in idyllischer Umgebung skizziert, eine scheinbar naturromantische Situation, die dann mit geübtem Sinn für zweckfreien Nonsens ins Humoristische gezogen wird. Die finale Pointe folgt in Form eines mundartlichen Spruchs und trockenen Kommentars zum heiteren Geschehen.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010

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