Walter Bauer: Poesiealbum 346

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Walter Bauer: Poesiealbum 346

Bauer/Berg-Poesiealbum 346

BRAQUE

Die Ordnung liebe ich, die das Gefühl berichtigt,
Schrieb Braque in sein Notizheft „Tag und Nächte“
aaaaaein.
Die Leidenschaft vergeistigt, Sturm hat sich
aaaaabeschwichtigt,
Die Dinge ruhn, doch ohne jeden Abzug, ruh in
aaaaaseinem Sein.
Die Farben, die, von andrer Hand gesetzt, in Aufruhr brennen,
Tun nichts, so scheint es, doch sie tun viel mehr: benennen.

 

 

 

Walter Bauer

Seine Lyrik spannt einen Bogen von den – nach 1933 verbotenen – sozialkritischen Texten aus den letzten Jahren der Weimarer Republik bis hin zu den späten, in der kanadischen Emigration geschriebenen, tlw. nachgelassenen Reflexionen, die durchweg getragen sind von dem moralischen Imperativ einer stark empfundenen persönlichen Verantwortung gegenüber der Geschichte sowie von einem zutiefst besorgten, aber auch liebevollen Blick auf Mensch und Natur. Bildern von Krieg, Zerstörung und Schuld stehen leuchtende Epiphanien glückhaften Anschauens gegenüber. Bauer steht mit seiner Dichtung quer zur dominierenden Strömung der Nachkriegslyrik der Bundesrepublik, deren ,Rückzug in magische Dunkelheit‘ er als „billigen Eskapismus“ ablehnte.

Ankündigung in Bernd Wagner: Poesiealbum 345, MärkischerVerlag Wilhelmshorst, 2019

Stimmen zum Autor

Hier ist alles, aber auch alles, was unsereiner immer sucht und so selten findet, ein Herzenston, Abwesenheit jeder Sentimentalität, voll von echtem Gefühl – der Klassenkampfgedanke nicht herausgebrüllt, sondern als selbstverständlich zu Grunde gelegt.
Kurt Tucholsky

Walter Bauers Bücher gehören zum Schönsten und Erschütterndsten, was ich aus dieser Generation überhaupt je gelesen habe.
Hermann Hesse

Der zum Lakonismus, zum Registrieren von Fakten und Vorgängen neigende Parlandostil… gibt den Arbeiten eine gesunde „Trockenheit“, ohne daß sie durch übergroße Sprödigkeit der Mitteilung ausgezeichnet wären… Das heute so oft verdächtige Wort von der literarischen Anständigkeit kommt einem immer wieder bei der Lektüre in den Sinn.
Karl Krolow

Für Bauer ist das Menschliche etwas wesenhaft Gutes, das Nächstenliebe, Brüderlichkeit, Mitleid, Verzeihen und Wohltätigkeit beinhaltet. Sein gesamtes literarisches Schaffen steht unter der Losung, die man im Englischen prägnant als „to care and to share“ ausdrücken kann, d.h. sich um den Anderen sorgen und mit ihm gerecht zu teilen.
Henry Beissel

Die eklatanten Vorzüge seines Gedichtbandes Lebenslauf sind die kontinuierliche humane Gesinnung, die humanitäre Darstellung sozialer Konflikte und Tragödien, die Aufrichtigkeit der Selbstanklage eines Mannes, der sich für seine moralischen Versäumnisse wie für jene seines Volkes mitschuldig fühlt, seinen Haß gegen Krieg, Unterdrückung, Ausbeutung, Rassenwahn.
Hermann Kesten

Bei der Komposition seiner späteren Gedichte… reduzierte er die Bausteine auf ihren formalen und inhaltlichen Kern, integrierte sie in eine minimale, äußerst verdichtete Textstruktur, deren schlichte Aussage das Wesentliche ausspricht, vieles Bedeutende mitschwingen läßt und auf die Mithilfe von intensivierender Rhetorik, ausholender Beschreibung und offenkundiger Didaxe weitgehend verzichtet.
Angelika Arend

MärkischerVerlag Wilhelmshort, Klappentext, 2019

Poesiealbum 346

Walter Bauer, der zu Unrecht vergessene Moralist und Sprachverführer, dessen ätzende – durch die Nazis verbotenen – sozialkritischen Texte auch den Grundton abgeben für seine in der kanadischen Emigration entstandenen Gedichte: die liebevolle Hinwendung zur geschundenen Kreatur, die hochsensible Beobachtung einer noch tröstlichen Natur. Seine Sprache schafft in Anschaulichkeit und Präzision ein leuchtendes Gegenbild zu den Hauptströmungen westdeutscher Nachkriegslyrik – Hermetik, „Unsagbarkeit“ oder Konkrete Poesie – und ist eminent lesbar, ohne banal zu wirken.

MärkischerVerlag Wilhelmshort, Klappentext, 2019

 

Fakten und Vermutungen zum Poesiealbum + wiederentdeckt +
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50 Jahre 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6

 

 

Fakten und Vermutungen zum Herausgeber + Kalliope
Fakten und Vermutungen zum Autor

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