Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Am Ende des Kanons (Teil 2)

Am Ende des Kanons

Privates Leseprogramm statt Pflichtlektüre

Teil 1 siehe hier

Da literarischer «Geschmack» bei Leserinnen wie bei Lesern ohnehin mehr gilt als kritische Expertise, könnte … sollte man die Kanonisierung von Autoren und Werken vielleicht dem Normalverbraucher von Literatur überlassen – sie akzeptieren als subjektive, mithin unverbindliche Wertsetzung:
Jedem sein eigener Kanon!
Eigenes Gutdünken, persönliche Auswahl statt vorgegebener «Blütenlese» oder «Pflichtlektüre».
Aktueller Gebrauchswert statt «ewiger Vorrat».
Die mindeste Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass es ein relevantes Interesse an künstlerischer Literatur überhaupt noch gibt. – Der Kanon wäre dann einzig noch mein Kanon, verbindlich für niemanden sonst, ja, nicht einmal für mich selbst; denn auch meine eigenen Kriterien und Interessen können sich ändern, sie sind von immer wieder andern Motivationen bestimmt, von immer wieder neuen Entdeckungen – in früheren Jahren durch Lehrer und andere «Influencer», später durch weiterführende Lektüren und Recherchen.
Andrerseits kann unter diesen Voraussetzungen «mein» Kanon natürlich nicht mehr als «Kanon» gelten. Ich nenne nur einfach meine Lieblingsautoren oder die von mir – hier und jetzt – bevorzugten Einzelwerke, ohne mich selbst und andere in irgendeiner Weise zu verpflichten: Unverbindliche Meinungsäusserung statt Rang- und Wertordnung. Dies hat naturgemäss zur Folge, dass die Anzahl solcherart «kanonisierter» Autoren und Texte auf ein paar wenige Namen und Titel beschränkt bleibt.

… Fortsetzung hier

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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