Peter Maiwalds Gedicht „Das Etschelbetschel“

PETER MAIWALD

Das Etschelbetschel

Seht: Da kommt das Etschelbetschel
zieht mir frech ein freches Fletschel

streckt mir seine Zunge raus
nennt mich blödes, altes Haus

tippt den Finger an die Stirn
nennt mich: Peter Ohnehirn

spuckt vor mir die Spucke aus
sagt, dass es sich vor mir graus

höhnt mich laut mit: hö hö hö
Übelpeter, Schwachkopf, nö

stampft den Boden mit dem Fuß
zeigt den Finger mir zum Gruß…

Seht: Da kommt das Etschelbetschel
will doch nur, dass ich es hätschel.

nach 2000

aus: Peter Maiwald: Die Mammutmaus sieht wie ein Mammut aus. Gedichte für Kinder. Mit zweifarbigen Illustrationen von H. Müller. Carl Hanser Verlag, München 2006

 

Konnotation

Das „Etschelbetschel“, das der Dichter Peter Maiwald (geb. 1946) in seinem Kindergedicht erfunden hat, ist ein sehr boshaftes, zänkisches und spottlustiges Wesen. Seine Existenz verdankt es der lautmalerischen Eigenwilligkeit seines Namens. Dem „Etschelbetschel“ bleibt – zwecks gelingender Reimbildung – als bevorzugte Tathandlung nur das „Fletschel“, mit dem es seinen Autor und seine Leser auf vergnügliche Weise erschrecken kann. Schon das „hätschel“ ist im Sinne der Reimlogik eine phonetische Abweichung.
Nachdem er sich in seinen frühen Gedichten und Theaterstücken als williger Vollstrecker einer parteikommunistischen Rationalität exponiert hatte, wandte sich Maiwald seit etwa 1980 der virtuosen Neubelebung traditioneller Gedichtformen zu. In Liebes-Balladen, Sonetten und Moritaten zeigt sich Maiwald als versierter Form-Künstler. Nebenher entwickelt er auch eine Leidenschaft für die spielerischen Laut- und Sprachbewegungen des Kinderreims.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2009, Verlag Das Wunderhorn, 2008

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