Rolf Haufs’ Gedicht „Ein für allemal“

ROLF HAUFS

Ein für allemal

Schlag dir die Liebe aus dem Kopf
Das wird nichts mehr
Die kranke Phantasie
Das Omega

Da liegt noch ein ungeöffneter Brief
Die künstlichen Blumen lassen
Die Köpfe hängen. In der Schublade
Ein Bär, der dir abends die Schuhe auszieht

Mach weiter so
Die Lebenden flüstern dich in die Erde

2002/2003

aus: Jahrbuch der Lyrik 2005. Hrsg. von Christoph Buchwald u. Michael Lentz. C.H. Beck Verlag, München 2004

 

Konnotation

Der 1935 geborene Rolf Haufs ist der große Melancholiker in der deutschen Gegenwartslyrik. In den Gedichten dieses schwarzen Idyllikers riecht die Welt nach Sterben, die Erde ist „ausgehoben für größere Untergänge“. Auch die Liebe hat da wenig Chancen auf Erfüllung.
Die Absage an eine Utopie des Glücks scheint endgültig. Das lyrische Ich hat sich in Negationen und in stoischem Gleichmut eingerichtet, wartet nur noch auf das Verstreichen des Rest-Lebens. Der Hinweis auf „das Omega“ zielt auf einen Endpunkt: Es wird eine Bibelstelle aus der Offenbarung des Johannes aufgerufen, die von Anfang und Ende des Daseins spricht: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ Bei Rolf Haufs ist „das Alpha“ längst verschwunden, nur noch das Signal des Endes wird kenntlich. Und auch die das Ich umgebenden „Lebenden“ können da nicht mehr rettend eingreifen.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2008, Verlag Das Wunderhorn, 2007

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