Werner Lutz’ Gedicht „Einer lacht gegen die Dunkelheit an…“

WERNER LUTZ

Einer lacht gegen die Dunkelheit an
einer kaut Knoblauch um ewig zu leben
einer bittet den Tod zu sich
unter den Regenschirm

2003

aus: Werner Lutz: Schattenhangschreiten. Verlag Im Waldgut, Frauenfeld 2003

 

Konnotation

Als der junge Basler Dichtermaler Werner Lutz (geb. 1930) Mitte der 1950er Jahre seine ersten Gedichte bei der Zeitschrift Akzente einreichte, titulierte man ihn bald als „störrischen Kerl“, da er sich von seiner Poetik der Kargheit nicht abbringen ließ. Das Fluidum seiner Poesie war damals schon die „Demutsluft“ – sie ist es bis heute geblieben.
Lutz’ Gedichte sind poetische Illuminationen, die eine überraschende Nähe zu den von uns kaum mehr bemerkten Alltagsdingen herstellen. Das Ziel dabei ist, die „kleinen Dinge“ und kurz aufblitzenden Wahrnehmungsmomente in eine schwebende Balance zu bringen. In den vier knappen Zeilen seiner Miniatur hat Lutz mehr oder weniger wirkungsvolle Verhaltensstrategien gegenüber dem unaufhaltsam näher rückenden Tod konzentriert. Aber vor der Allmacht des Todes wirkt vieles lächerlich – wie die hier benannte Knoblauch-Therapie. Ein produktives Verhältnis zum Tod gelingt dann, wenn er nicht abgespalten, sondern integriert wird in das schützende Gehäuse („Regenschirm“) des eigenen Lebens.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2010, Verlag Das Wunderhorn, 2009

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