Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Dantesk (Teil 2)

Dantesk

Wer liest heute noch die Göttliche Komödie – und wie?

Teil 1 siehe hier

Einhundert Gesänge in 14’230 Versen umfasst die Göttliche Komödie insgesamt; die deutsche Ausgabe des Insel Verlags investiert dafür rund 450 Druckseiten, dazu 200 Seiten Erläuterungen zu Inhalt und Form des Dichtwerks – dieses Verhältnis von Text und Kommentar entspricht durchaus der editorischen Norm. Es gebe in der Komödie, meint Borges, «kein einziges ungerechtfertigtes Wort». Also müsste jedes Wort – so oder anders – zu rechtfertigen und zu erklären sein, ein Anspruch, der im 14. Jahrhundert offenbar noch keine Geltung hatte, denn sonst hätte die Komödie nicht schon damals zu dem Grosserfolg werden können, der durch die spontane zeitgenössische Rezeption dokumentiert ist. Die «unschuldige» Lektüre, die Borges als ein verlorenes «Glück» preisgeben muss zu Gunsten weitläufiger philologischer und philosophischer Recherchen, ist unwiederbringlich.
Doch worin eigentlich bestünde dieses «Glück»? Und woher käme das Bedürfnis danach? Einen dichterischen Text unverstellt von Kommentaren und Sekundärliteratur auf- und anzunehmen! Dante, Petrarca, Rabelais, Racine, Hölderlin … Rimbaud!

… Fortsetzung hier

 

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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