Fritz Eckenga: Poesiealbum 367

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Fritz Eckenga: Poesiealbum 367

Eckenga/Heidelbach-Poesiealbum 367

DER TRAINERHERBST
Stand 10/2003 

Die Wolken regenschwanger, schwer
und aschegrau wie all die Mienen.
Die erste Trainerbank schon leer,
noch lau vom Po des Ewald Lienen.

Der Wind schon Sturm, das Blatt schon Laub
und alle Tage nachtgleich dunkel.
Wie bald liegt schon der erste Staub
am Trainerplatz von Friedhelm Funkel? 

Ein Netz am Pfosten festgezurrt,
ein Leder im Gestrüpp,
es fliegt kein Ball, nur Jaras Kurt,
gefolgt von Stevens Huub. 

Und auch ihr andren werdet ziehn,
wies Vögelvolk verweht,
wie alles, was so golden schien,
im Herbste blaß vergeht.

Platanen und Kastanien kahl
und erste Schneegestöber.
Nebel fällt ins Augenthal
und in Wolfsburg Röber. 

Flieh doch Trainer, troll dich, geh,
bald lockt Winterschlaf
Reimanns Willi, Armin Veh,
Bremens Thomas Schaaf.

Rangnick, Gerets, Heynckes, Finke,
Neururer und ach,
kaum kriegt er in Gladbach Pinke,
geht auch Holger Fach. 

Herbst, du treibst die Trainer weiter,
wie der Wind die Jammer,
bist der Feind der Übungsleiter,
selbst Matthias Sammer

wird nicht bleiben, sondern gehn,
und auch Felix Magath
kann dem Sturm nicht widerstehn,
wenn er noch so baggert,

muß er selbst wie Hitzfeld weichen
dem Naturgesetz:
Trainer gehn, sogar die reichen,
wie der Ball ins Netz.

Die Konten klamm, Vereine platt
und alle Kassen leer.
Wer jetzt nicht bald ’n Trainer hat,
der kauft sich keinen mehr.

 

 

 

Fritz Eckenga

„… gewährt in lakonischem Ton Verbraucherschutz in den Problemzonen Glaube, Liebe, Hoffnung“, schreibt einerseits lapidar die Presse und lobhudelt andererseits: „… ist ein wunderbarer Jongleur der Sprache, ironisch, poetisch, charmant“. Das bejubeln auch die Leser, die seine Reime zwischen Buß- und Bettag, Fußballplatz und Fleischtheke, Ostwestfalen und Oberammergau sowie Weihnachtsgans und Weichenkissen einfach nur geil finden.

Ankündigung in Volker Sielaff: Poesiealbum 366, MärkischerVerlag Wilhelmshorst, 2021

Stimmen zum Autor

Eckengas gereimte Kabinettstückchen gehören zum Schönsten, was heiliger Unernst aus deutscher Sprache machen kann.
Georg Bungter

Im Alphabet der großen deutschen Dichter steht er vor Gernhardt und Goethe, in der Brillanz folgt Eckenga den beiden in demütigem Abstand. Eine Mischung aus seinen Bühnenfiguren müßte sofort zum Ehrenbürger des Ruhrgebiets ernannt werden.
Hartmut Krause

Eckenga mäandert zwischen fordernder Nachdenklichkeit und geistreichem Klamauk. Dabei hilft ihm die ungeheure Schrittweite, mit der er die Räume durchmißt: vom Schlachtfeld der großen Politik bis zum Kleinkrieg mit dem Nachbarn, vom Fußballfeld zur Hochkultur.
Georg Howahl

Von Fritz Eckenga würde ich gerne was zitieren, so gern wie, äh, nur was, ich lese mich aber immer fest.
Harry Rowohlt

In der Tradition von Gernhardt und Ringelnatz schafft Eckenga eine ganz eigene lyrische Welt, in der es statt Kitsch und Pathos viel Ironie und Witz gibt.
Carsten Otte

Hat die melancholische Lebensklugheit von Kästner. Die silbenstecherische Lust von Morgenstern. Die Blödellaune von Gernhardt.
Gregor Dotzauer

Eckenga hat einen unheilbar produktiven Drang, sich auf das Dasein zwischen Unna und Oberammergau, Fußballplatz und Fleischtheke, Aschermittwoch und Welttoilettentag, Maischberger und Doktor Drosten einen Reim zu machen.
Olaf Cless

Der Großmeister der geschliffenen Pointe, der Hohepriester des verdrehten Sinns, der Prophet der fröhlichen Hochkomik.
Matthias Ehlers

Poesiealbum 367

Eckenga „mäandert zwischen fordernder Nachdenklichkeit und geistreichem Klamauk“. In Dortmund genießt er die Privilegien einer vorbildlich humanen Wohnhaft. Von zu Hause dichtet er sich die Welt zusammen, spielt Solo-Programme, schreibt Theaterstücke sowie Hörspiele und spricht seine Radiokolumne. „Ein wunderbarer Jongleur der Sprache, ironisch, poetisch, charmant“, lobt die Presse.

MärkischerVerlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2022

 

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