Franz Mons Gedicht „abermals ahnte adams attrappe“

FRANZ MON

abermals ahnte adams attrappe

abermals
ahnte
adams
attrappe wie
adrett
attila die
azurnen
amerikas
anbraten wie
aalglatt
allemal der
abklatsch
absaloms die
altlasten
aus dem
allotria des
allmächtigen
angsthasen
abramowitsch
annullieren und
alle seine
antipathien
anstandslos
ausschaben würde

2004

aus: Jahrbuch der Lyrik 2005. Hrsg. von Christoph Buchwald und Michael Lentz. C.H. Beck Verlag, München 2004

 

Konnotation

Der Versuch, aus einer überschaubaren Menge von Substantiven, Adjektiven, Verben und Personennamen mit dem Anfangsbuchstaben „a“ ein Gedicht zu konstruieren, kann nicht automatisch hohe Poetizität für sich beanspruchen. Er wäre bloße Materialsammlung, wenn nicht diese mit „a“ beginnenden Wörter in eine originelle Konstellation mit semantischem Reizwert gebracht würden. Darin liegt ja die Kunst Franz Mons (geb. 1926), dass er lexikalisch gewonnene Wörter-Reihen durch subtil ordnende Eingriffe dynamisieren kann.
Mythische Namen korrespondieren hier mit Namen der Früh- und der Zeitgeschichte. Dabei führt kein logischer Weg von der biblischen Gestalt des Absalom, dem renitenten Sohn König Davids, zum russischen Industrie-Magnaten Roman Abramowitsch. Die Verb-Folge von „anbraten“ bis „ausschaben“ legt nahe, dass es um das „Annullieren“ von Legendenbildungen gehen könnte, die sich mit den zitierten Personen verbinden. Mon selbst spricht von der Idee, die „Bedeutungswerte“ der Wörter so herabzusetzen, „dass sie von der Eigentümlichkeit des bloßen artikulatorischen Ablaufs vollends aufgesogen werden“.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010

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