Marion Naujack: Poesiealbum 237

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Marion Naujack: Poesiealbum 237

Naujack/Hampel-Poesiealbum 237

DIE PARZEN
AN HÖLDERLIN

Unüberhörbar tickt Zeit.
aaaAn Tagen ohne Haut und Haar,
aaaaaaSpürt er sie selbst im Schlaf vergehn.

Der Mond hebt Meere an seit Göttertagen.
aaaRastlos, nie ein Ziel gewinnend,
aaaaaaLäuft Sand der Ewigkeit voran.

Wär er ein Korn und sterblich nicht sein Sehnen,
aaaSo könnt er warten gleich dem Stern;
aaaaaaKein Stundenschauer jagte Grimassen in sein Hirn.

 

 

 

Nicht zufällig

beginnt diese Auswahl mit dem zornig-ruppigen Gedicht „Weiberwahn“. Marion Naujacks konfliktreiche Verse stehen in der Tradition einer Frauenlyrik, die mit dem Wort „emanzipatorisch“ nur ungenügend gekennzeichnet ist und in die sie Eigenes einzubringen hat, da sie über das spannungsreiche Verhältnis der Geschlechter und über das Problem der Selbstbehauptung hinaus auf Weltkonflikte zielt.

Günther Deicke, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1987

Marion Naujack

Ihre Gedichte sind nicht in das Schummerlicht des bloß Privaten oder in den Glorienschein stilisierter Empfindungen getaucht, klar leuchtet in ihnen Erfahrenes auf. Das kommt aus großem Ernst gegenüber dem Eigenen und sensibler Offenheit für das Fremde, kommt manchmal aus schöner Ironie, manchmal aus Traurigleben. Wenn sie von verlorenem und wiedergefundenem Mut spricht, von tagscheuen Entwürfen und Alltagsweite, von zögerndem Innehalten und unerschrockenem Beharren, dann als eine Frau, die ihren Lebensanspruch mit dem Verstand des Herzens zu gewinnen weiß.

Aus: Roque Dalton: Poesiealbum 236, Verlag Neues Leben, 1987

 

Fakten und Vermutungen zum Poesiealbum + wiederentdeckt +
Interview
50 Jahre 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6

 

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