Personalstil und Epochenstil
Teil 1 siehe hier …
Dass im Übrigen weithin auch die Handschrift als individuelle sprachliche Äusserung in Verfall gekommen ist, mag als zusätzliches Argument für meine These gelten:
Die übliche Schreibbewegung ist heute der Tasten- oder Sensordruck, allenfalls das Wegwischen, derweil die meisten Zeitgenossen (Autoren, Autorinnen nicht ausgenommen) kaum mehr in der Lage sind, mit der Hand einen zusammenhängenden, persönlich geprägten Schriftzug zu entfalten, ganz zu schweigen von handschriftlichen Privatbriefen, die ja bloss noch als Kuriositäten durchgehen.
Stillosigkeit ist gerade auch besonders stilbewussten Autoren, Autorinnen anzukreiden, solchen (und das dürfte die Mehrheit sein), die wohl den arrondierten Zeitstil beherrschen, einen eigenen, vorausweisenden, möglicherweise bahnbrechenden, dabei aber anstössigen Personalstil aber nicht entwickeln – nicht entwickeln wollen oder nicht entwickeln können. Stillosigkeit ist also nicht gleichbedeutend mit schlechtem Stil.
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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