Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – «Tempel im Gehör» (Teil 3)

«Tempel im Gehör»
Rilkes Wiederkehr im Internet

Teil 2 siehe hier

Rainer Maria Rilke selbst beharrte darauf, dass seine Dichtung zu Gehör gebracht und nicht, wie allgemein üblich, stumm vom Papier abgelesen werden solle, um zu voller Wirkung zu kommen. Da es von seinen eigenen Lesungen keine Tondokumente gibt, ist nicht auszumachen, wie er sich diese Wirkung vorgestellt und ob er sie beim Vorlesen auch erreicht hat.
Tatsache ist, dass Rilke heute auch im Internet mit zahlreichen Gedichten prominent vertreten ist. Auf institutionellen wie auch privaten Websites finden sich beliebig viele Rezitationen von sehr unterschiedlicher Qualität, und auf youtube sind dutzendfach Videos abzurufen, die namhafte Sprecher – zumeist Schauspielerinnen und Schauspieler – beim Vortragen zeigen. Für die Videos werden im Schnitt 10’000 bis 20’000 Views registriert. Bevorzugt wird Rilkes frühe Lyrik, in der Schwärmerei und Weltschmerz, schwankend zwischen Klage und Jubel, zu sprachmusikalischem Melos verschmelzen, derweil das dunkle Spätwerk (mit den «Sonetten an Orpheus», den «Duineser Elegien») weitgehend unberücksichtigt bleibt.

… Fortsetzung hier

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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