Ulf Stolterfoht: wider die wiesel

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Ulf Stolterfoht: wider die wiesel

Stolterfoht-wider die wiesel

(6)

aaaich habe den wieselgesang, die wieselklage gehört,
sah die besten köpfe der bewegung, vom wiesel
aaaaazerstört…
aaameine pferdchen müssen queer sein,
ohne daß ein plötzliches wiesel sie betört.
aaaich singe das lied von den bewaffneten wieseln,
wir haben ein ganz kleines – und es hat keine brüste…
aaajemand hat sich mein blut genehmigt,
und wiesel sind besseres schicksal als durst…
aaaich habe wiesel gekannt: alte, staubige wiesel,
und meine seele hat sich tief in diese versenkt.
aaain deinen armen, bei anbruch des tages,
da bitte laß das zarte wiesel ruhen.

 

 

 

nachwort

… nobler kleine krieger. daß
fischotter-haut drauf, das lebendige pole-katze,
erstickt alles, was sticht, well –
dieselbe wiesel spielerische und seine wiesel-
mitarbeiter sind es auch. nur
holzwiesel treten mit mir in verbindung.

marianne moore

wie die beiden vorgänger traktat vom widergang und das nomentano-manifest sollten sich auch die wiesel mit problemen der übersetz- und übertragbarkeit beschäftigen, wobei in diesem fall die eigentliche übertragungsarbeit ausgelagert wurde, heraus aus dem kopf des verfassers, hinein in die google-übersetzungsmaschine. nun ist dieser kunstgriff alles andere als neu, nichtsdestotrotz wirkten die erzielten ergebnisse so überzeugend daneben, daß sie nur noch schonend bearbeitet werden mußten. und dabei geschah etwas seltsames: dadurch, daß sich die semantischen intentionen der ausgangstexte zusehends verdunkelten, schien es auf einmal nicht mehr um fragen der übertragbarkeit, sondern vielmehr um solche der sagbarkeit zu gehen – etwa: Wie kann es sein, daß sich in kaputter, in nicht oder kaum verständlicher sprache über dinge sprechen läßt, die in angemessener (höherer) sprache vom gedicht abgestoßen würden? daß sich so überhaupt von dingen sprechen läßt? daß fehlerhaftigkeit womöglich existenzbedingung darstellt? solche sachen halt. mehr ein gefühl. dem ich gerne weiter nachgehen würde.
guido graf herzlichen dank für richtig fieses wieselmaterial, und peter engstler dafür, daß er einen solche bücher machen läßt!

Ulf Stolterfoht, Nachwort, 23.1.2013

 

Beitrag zu diesem Buch:

Britta Höhne: „Mit Wieseln wieseln oder mit Mopsen hopsen!“
belletristik-couch de, September 2013

 

Marcel Beyer trifft im Rahmen der Liliencron-Poetik-Dozentur auf Ulf Stolterfoht. Ein Gespräch über selbstauferlegte Fesseln, Authentizitäts-Signale und den Neid auf fremde Wörterbücher.

Ulf Stolterfoht mit Steffen Popp im Parlandopark: Liebes System: nicht ohne Axt!

Ulf Stolterfoht – Oskar Pastior. Theorien der Literatur II, Episode 4. Guido Graf im Gespräch mit Ulf Stolterfoht, Litradio 29.11.2021

 

 

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Ulf Stolterfoht liest 2009 im Aufnahmestudio von lyrikline.org.

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