Alexander Krohn und Bert Papenfuß: Astrachan

Mashup von Juliane Duda zum Buch von Alexander Krohn und Bert Papenfuß: Astrachan

Krohn & Papenfuß-Astrachan

I. ANTITOURISMUS

Der Tourist verreist jedes Jahr.
Bis an sein Lebensende.
Der Reisende reist, bis reisen
fremder ist, als die Fremde.

Der Tourist kaut dasselbe wie daheim. Empfiehlt man ihm, ein Wort der Landessprache anzuwenden, kommt er sich dumm vor. Ein guter Ansatz, den er abends mit einem heimatlichen Getränk hinabspült. Der Tourist ist auf Reisen immer zu Hause.
Der Reisende kaut dasselbe wie sie, er raucht dasselbe, er reist in den selben Fahrzeugen – und ist etwas mangelhaft, ächzt er, wie sie ächzen. Der Reisende ist auf Reisen niemals zu Hause.
Der Tourist will nicht erinnert werden. Er kauft sich einen Hut oder ein Hobby, das er sich vornimmt, daheim weiter zu betreiben. Ein Vorsatz, den er, wenn er den Hut in die Urlaubskiste steckt, wieder vergißt. Der Tourist ist auf Reisen niemals zu Hause.
Der Reisende ist in Gedanken daheim. Selten näher, als in der Fremde. Ihm ist, als würde er etwas verlieren, also sucht er auf der Straße. Was Reisen anbelangt, ist er ein Mann fürs Grobe; und immer zu Hause.

Der Reisende hält
die Welt als Spiegel
und betrachtet sich darin.
Der Tourist macht ein Foto.

Alexander Krohn

 

II. LOKALBOLSCHEWISMUS

Lokalbolschewismus ist Antitourismus vor Ort. In der Phase abgedroschener Begriffe wurde im SKLAVEN-Redaktionsparterre gern der Kulturkampf auf den Lippen geführt. Das Schlagwort „Kulturkampf“ prägte Bismarck (es soll aber auch schon bei Goethe vorkommen) für seine Politik der Trennung von Staat und (katholischer) Kirche, insbesondere in den polnischen Gebieten Preußens. Unabhängig davon, bzw. dessen ungeachtet, nahmen wir 1995 unseren Kulturkampf auf, bezogen auf die von uns selbst herbeiverschuldete Yuppiefizierung des Prenzlauer Bergs. Das Gemunkel um partielle Widerständigkeit im Prenzlauer Berg war dem Spiegel eine Recherche wert. Wir nahmen die verdonnerte Journalistin auf den Arm und wirbelten Staub auf, wo schon alle Felle davongeschwommen waren. Die Verschmitztheit unserer Pressearbeit schweißte die auseinanderfliegende Redaktion wieder für eine Weile zusammen.
Unsere Stammkneipe Torpedokäfer bezeichneten wir als „Kommissariat“ der SKLAVEN – im Zuge der zeitgenössischen Militanz des literarischen Ausdrucks nachvollziehbar, auch in Hinsicht auf die Kommissarsallüren einiger Mitstreiter. Meine Rolle war die des im Kampf zu verbratenden Anarchisten, der zusehen muß, daß er die Kurve kratzt, bevor’s ihm an den Kragen geht. „Bolschewismus“ steht in diesem Zusammenhang ironisch für Machtlüsternheit und Hinterhältigkeit im Dienste der „Sache“. Unsere „Sache“ war damals das Bestreben, in den Rückzugsgefechten im Prenzlauer Berg möglichst die eine oder andere Stellung zu halten. Siege wurden behauptet. „Lokalbolschewismus“ spielte mit Lokalpatriotismus, wobei mit Lokal eine bestimmte Kneipe – also entweder die „Kommandantur“ oder eben das „Kommissariat“ selber – gemeint war, und gleichzeitig war er eine Paraphrase auf den damals besonders in PC-Kreisen gern, und zurecht, angegriffenen russischen Nationalbolschewismus, der eine hochgradig idiotische und gefährliche Kombination aus autoritären extrem linken und rechten Strömungen darstellte, scharf gewürzt mit subkulturellen Lumpenelementen, und alle miteinander verschworen in einer – in Rußland ganz speziell historisch gewachsenen – antiwestlichen Haltung. Nebenbei bemerkt, ein weiteres Indiz für die Unzuverlässigkeit künstlerischer Aktivisten überhaupt.
„Lokal“ stand natürlich auch gegen das heraufgezogene Gespenst des Globalismus. Der Lokalbolschewismus war als Finte konzipiert und spielt heute keine Rolle mehr – Lokalmenschewismus ist allerdings auch keine Alternative. Lokalbolschewismus wollte den Kitzel des Globalanarchismus evozieren und nebenbei bürgerliche Existenzen verschrecken, was sich als besonders sinnloses Unterfangen erwies – Profi-Hedonisten sind gegen alles gefeit und immer bereit, sich den letzten Schrei einzuverleiben.
Als effektiv hat sich das solidarische Zusammenwirken verschiedener Eigenheitlichkeit erwiesen, denen kulturpolitischer Kompromiß ungeheuer ist. Jenseits allen Kommerz-Multikultis liegt das Gestade antiautoritärer und emanzipatorischer Kommunikation. Gern wäre ich negativer, aber der total Negative ist auch der gänzlich Ahnungslose – eine Rolle, die man wirklich spielen muß.

Bert Papenfuß

 

III. KUNST UND UNTERHALTUNG

Alexander Krohn: Hai Bert, da ich gerade auf Reisen bin, nutze ich mal das Internet – was hältst Du davon? Das Unmittelbare einer persönlichen Befragung geht natürlich verloren, dafür kannst Du in einer Form antworten, die Dir als Schriftsteller eigentlich entgegenkommen müßte – schriftlich. Oder denkst Du: egal – ein Dichter sollte halbwegs beredt sein. Oder denkst Du: künstlerisches Schaffen und Eloquenz sind zwei verschiedene, widersprüchliche Dinge?

Bert Papenfuß: Kuckuck Xandi, entschuldige die Ausbleibe, ich war auf Rumtreibe. Beredtheit grenzt an Geschwätzigkeit. Ein Dichter sollte Kommunikant, Kommunikator und Kommunist sein. Ein adäquates Ausdrucksspektrum sollte verfügbar sein oder erlernt werden. Erfahrung, auf der du ja gerade bist, drückt oft das Richtige raus. Bedrückendes gehört entäußert. Nie ins Plaudern geraten, wortkargen Barock pflegen. Verwähltes Nachdenken korrigiert sich im Laufe der Niederschrift, Überschwang bröckelt ab. Angewandte Kreativität und angemessene Kommunikation relativieren Stadt, Staat und Salat zurecht. Anarchie ist immer parat, kann durch jeden agiert werden, beim Reisen, Scheißen und Hinausweisen – man muß sich ihrer nur befleiß’en. Das sog. künstlerische Schaffen ist hierbei nur ein Klacks. Gruß Papenstracks

Krohn: Wie lange hast Du denn dafür gebraucht?

Papenfuß: Schätze mal, ne Fuffzehn. Wie war Deine Zugfahrt nach Ulan-Bator?

Krohn: Von der Landschaft habe ich gar nicht viel mitbekommen. Die meiste Zeit war es ganz einfach dunkel; es war Anfang Oktober. Auch sonst flirrt alles vorbei, sehr angenehm, aber auch etwas eintönig – bei diesen Weiten dauert es Stunden oder Tage bis sich etwas maßgeblich ändert.
Hinter Moskau gab es noch viele Birken. Später war es meistens, wenn nicht durch den Schnee weiß, grün. Bäume, aber keine Wälder. Wiesen, aber keine Felder. Hin und wieder eine Pfütze. Die Landschaft wirkte bedrohlich, aber hinterhältiger als z.B. ein Dschungel in Süd-Asien. Falls Du mal in einem Dschungel warst, weißt Du vielleicht, was ich meine – der Lärm; die Dichte, der Dampf. Natürlich dringt auch dort mal ein Sonnenstrahl durchs Gestrüpp, aber im wesentlichen liegt der Kampf um Platz und Licht und Futter viel klarer auf der Hand als in Sibirien. Dort könnte man vermutlich Wochen herumlaufen, ehe man einem Raubtier begegnet – würde man nicht vorher verhungern, verdursten oder an Einsamkeit zugrunde gehen. Diese Einsamkeit! Manche sagen, die Welt ist klein oder ein Dorf; man kann in drei Tagen durch Amerika fahren und in sechs Tagen durch Asien, ich finde sie genau richtig.
Nach viereinhalb Tagen fuhren wir in Ulan Bator ein, bei Minusgraden suchten wir drei Stunden eine Unterkunft und endeten in einem abgehalfterten Sportlerheim. Am nächsten Tag zogen wir in eine Jurte und mußten fortan achtgeben, daß das Feuer nicht ausgeht. Kohle gab es nur abends, keine in Form gepreßte, sondern rohe Klumpen, wie aus dem Fels geschlagen. Morgens um sechs steht man schon wieder auf, um zu heizen; auf Socken geht man raus, ohne Schal, der Frost pfeift einem um die Gurgel, man spült sich den Mund mit etwas Wasser, spuckt es in den Sand und mit kohligen, schwarzen Händen geht man und schifft an den nächsten Baum.
Wir verbrachten drei Tage in Ulan Bator. Man muß sich das teils vorstellen wie Marzahn: Plattenbauten, aber parterre die Wände oder Balkone nach außen durchbrochen, einen kleinen Absatz gemauert oder eine Treppe, ein Schild drüber: KNEIPE oder LADEN.
In unserer Jurte gab es kein Wasser, zum waschen mußten wir ein paar hundert Meter weiter, vorbei an Jurten und Bretterbuden, deren schmale Gänge wieder in einen kleinen Plattenbau-Komplex mündeten. Bei einem alten Mann, in einer spartanisch eingerichteten Neubau-Wohnung, immerhin Zentralheizung, wuschen wir uns, während er auf einem Sofa Puschkin auf russisch las. Bücher besaß er nicht, es war aus der Bibliothek. Ulan Bator, das wenige, was ich von der Mongolei kennengelernt habe, gefällt mir so, daß ich jedem nur raten kann: Fahr nicht. Hau ab. Bleib da.
Abgesehen von Ulan Bator stiegen wir nur in Moskau aus, da buchungsbedingt aussteigen teuer ist. Moskau, in seiner wuchtigen Energie, erinnerte mich an New York. Überhaupt gibt es in äußerlichen Dingen Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ex-Supermächten: die langen Häuser, die dicken Autos, die heißen Straßen – selbst die zusammengewürfelte Kleidung der Einwohner ähnelt sich, auch wenn es bei den Russen vielleicht eher auf modisches Desinteresse zurückzuführen ist, als auf Geschmacklosigkeit, aber da bin ich mir nicht so sicher. Unser Abteil hatte ein kleines, aufklappbares Tischchen, ein Fenster, zwei Liegen, nicht sehr breit, etwa 40 cm, eine Gepäckablage und zwei Leselampen. Auf dem Gang stand ein Samowar, mit dem man sich Tee, Kaffee oder Tütensuppe machen konnte. Nach zwei Tagen Tütensuppe kauften wir lieber auf den Bahnhöfen heißen Borschtsch in Einweckgläsern oder Piroggen, Gemüse, Wurst und Bier. Dabei mußte man aufpassen, wieder rechtzeitig aufzuspringen, da der Zug ohne Signal zu geben weiterfuhr und einige Dutzend mongolische Händler in letzter Minute aufsprangen, die auf dem Bahnsteig mit allem möglichen handelten, z.B. mit Kronleuchtern, die so häßlich und kitschig waren, daß einem ganz schwer ums Herz wurde. Außerdem verkauften sie auch Pelze und gefütterte Jacken – schnaufende Russen mit geröteten Gesichtern, ihre Weiber im Schlepptau, die zusammen mit den Händlern an ihnen herumzerrten…
Wenn unsere mongolische Schaffnerin nicht gerade vergaß zu heizen, war es auch schön warm im Abteil. Oft ging ich raus in den kleinen Durchgangsraum, von wo aus man in den nächsten Waggon kam, stand an dem offenen Kohleofen, vor mir die Glut, der Rücken eiskalt, rauchte eine und wischte mir ein Loch in die beschlagende Fensterscheibe.
Wir fuhren übrigens von Magdeburg durch Polen und Weißrußland nach Moskau. Das Abteil war ganz nett, für meinen Geschmack etwas plastelastig. Auf dem Gang gab es eine silbrig funkelnde Toilette, über der mir ein Gedicht hochkam, es heißt „Klo“. Von Gottfried Benn erzählt man sich, er wäre eines Abends von der Schicht gekommen und seine ersten Gedichte hätten sich ihm „aufgeworfen“ – ein Anfangspunkt. Wie war das bei Dir?

Papenfuß: Am 5. Juli findet in der Auriga Bar neben dem Kaffee Burger die erste mongolische Party statt, unter dem Namen Sarnii Tuya, wat Mondlicht heißt.1GEGNER veröffentlichte. (GEGNER, Nr. 13, S. 27–30, BasisDruck Verlag, Berlin, Febr. 2003) Das Burger ist von Tataren und Mongolen umzingelt, von Fischköppen, Polen, Russen und Kurden mal ganz abgesehen. Auf diese Weise kommt Getümmel ins Getümel, sozusagen. Neulich hab ich mit der sibirischen Anarchistin Maria Randina ein paar ihrer Gedichte aus dem Russischen übersetzt.

Rast auf dem Gipfel des Dreikopfs
Schweiß trocknete im Wind
Eine Wolke schwamm in der Tiefe
Fern sichtbar die Gärten Arschans
Wir hörten die Äpfel fallen.

Eines feuchten Morgens im Sajan
Kocht der Diensthabende Tee
Die anderen schlafen noch.
„Schneller, Sonne, lichte den Nebel.“

Nach ein paar Wochen
Am Ufer der geschwätzigen Kyngarga
Ihren Weg durch Fels verteidigend
Fehlt irgend etwas in der Stadt:
Die unaufhörliche Stimme des Flusses.

1929 ließ Ernst Fuhrmann in seinem Folkwang-Auriga Verlag die Heldensagen der Minussinischen Tataren von Herman Kreyenborg herausgeben. Eine 1859 in St. Petersburg erschienene deutsche Ausgabe war nicht mehr erhältlich, diese war seinerzeit von Anton Schiefner „rhythmisch bearbeitet“ worden. Ein gewisser Castrén und etwas später W. Titow hatten im Jenisseischen Gouvernement und auf der Uibatschen Steppe des Minussinischen Kreises eine Anzahl von Heldensagen von eingeborenen Rhapsoden aufgezeichnet, die Schiefner ins Kalewala-Metrum (acht Silben pro Vers, stark alliterierend, kurz gesagt) übertrug. Mein Lieblingsgesang „Kan Mirgän, Komdei Mirgän und Kanak Kalesch“, ein echter Höllentrip, geht so los:

An dem Saum des weißen Meeres,
An dem Fuß des hohen Berges
Lebt auf einer weiten Steppe
Kulaty Mirgän, der Tapfre,
Mit dem weißlichblauen Rosse.
Voll von Hutvieh war die Steppe
[…]

In meiner Version lauten diese ersten sechs der insgesamt 1188 Verse – weiter bin ich aufgrund Zeitmangels noch nicht gekommen – folgendermaßen:

An dem Gestade der Ostsee,
Auf dem Gipfel des Flachlandes
Haust in ’ner alten Baracke
Kulaty Mirgän, der Alfanz,
mit sein’ Tatra 87.
Voller Blech war die Garage…

Ein anderes meiner Lieblingsbücher aus den Fuhrmann-Verlagsprojekten ist Die Taten des Bogda Gesser Chan’s, des Vertilgers der Wurzel der zehn Übel in den zehn Gegenden. (Aus dem Mongolischen übersetzt von I.J. Schmidt, zuerst erschienen in Petersburg und Leipzig 1839. Auriga-Verlag, Berlin, 1925), ein auf tibetische Überlieferung zurückgehender mongolischer Reckenroman. Johannes Molzahn der für viele Buchgestaltungen der Fuhrmann-Editionen verantwortlich zeichnet, hat dieses Buch mit einem Ornament aus Elementen schwedischer Felsritzungen geschmückt, darüber steht in einer von ihm gestalteten Schrift HEILIGE BUECHER des NORDENS Band I, weitere sind selbstredend nie erschienen. Als vor einem halben Jahr Tom Platt, der die grafische Gestaltung der Kaffee Burger-Programmkarten und der Internetseite ausbrezelt, und ich zusammensaßen, und uns Gedanken über das Cover der Burger-CD machten, entschlossen wir uns, das Ornament zu übernehmen und den Titel aus den von Molzahn gezeichneten Buchstaben zu gestalten. Ich suchte dann Worte, die mit diesem schmalen ABC-darium zu schreiben waren, so entstand der Titel „SODBRENNER“.
Aus den zwar gefundenen aber nicht benutzten Wörtern entstand nebenbei folgendes Gedicht:

aaaaaaaaaaHEILIGE BUECHER des NORDENS

SCHLEUNIGE SCHERGEN ERBLEICHEN
SCHNEEBLIND SCHLEICHEN DIE BILCHE
SCHRULLEN SCHURIGELN DEN SEINSGRUND
aaaaaaaaaaDRINGENDE GLEICHERING DER GLEICHEN
aaaaaaaaaaSORGENBRECHER SCHUEREN SODBRENNER

CON COLLERA

aaaaaaaaaaBUCHSENDRECHSLERS DUSCHGELGUSCHE
aaaaaaaaaaSCHNULLERNEIDERS HOELLENGEBELL
aaaaaaaaaaBIERBEISSERS SCHLEUDERGEHEUL
aaaaaaaaaaUND LUNGENBRECHERS BLEIGENUSS
aaaaaaaaaaBEREICHERN DEN BUSCHORGELBLUES

UNGELUNGENE LEBENSORDNUNG DER SCHEICHE
SCHINDLUDER DER EINSIEDLER UND EIERDIEBE
ERREGUNG UND BELEIDIGUNG DES SEELENHEILS
aaaaaaaaaaDRINGENDE GLEICHERING DER GLEICHEN
aaaaaaaaaaSORGENBRECHER SCHUEREN SODBRENNER

CON DOLORE

aaaaaaaaaaBUCHSENDRECHSLERS DUSCHGELGUSCHE
aaaaaaaaaaSCHNULLERNEIDERS HOELLENGEBELL
aaaaaaaaaaBIERBEISSERS SCHLEUDERGEHEUL
aaaaaaaaaaUND LUNGENBRECHER BLEIGENUSS
aaaaaaaaaaBEREICHERN DEN BUSCHORGELBLUES

SCHNORCHEL UND SCHRULLEN DER SCHEUCHE
SCHLEICHENDES GRUNDUEBEL DER SUDELEIEN
SCHILLEBOLD SONNENSCHEIN SCHLEIEREULE
aaaaaaaaaaDRINGENDE GLEICHERING DER GLEICHEN
aaaaaaaaaaSORGENBRECHER SCHUEREN SODBRENNER

CON SORDINO

aaaaaaaaaaBUCHSENDRECHSLERS DUSCHGELGUSCHE
aaaaaaaaaaSCHNULLERNEIDERS HOELLENGEBELL
aaaaaaaaaaBIERBEISSERS SCHLEUDERGEHEUL
aaaaaaaaaaUND LUNGENBRECHERS BLEIGENUSS
aaaaaaaaaaBEREICHERN DEN BUSCHORGELBLUES

Solchen formalistischen Quatsch treibe ich in meiner, von der Arbeitszeit schwer zu trennenden, Freizeit, und bin auf diese Weise relativ identisch in meinem Tun, muß also nicht etwa widerwillig als Menschenmediziner jobben, um nach Feierabend oder Zapfenstreich ein Gedicht zu schreiben. Ich bin von Gottfried Benn nicht so eingenommen, daß ich seine „Aufwerfungen“ (auf platt heißt sowat übrigens Wurte, Warf, Warft; das sind so Wohnhügel, die man des Hochwassers wegen aufwirft, man will ja schließlich dicht am Wasser bauen) auch nur zur Hand habe. Heidegger hatte auch einen Flitz mit dem Werfen, „Geworfen-Sein“ heißt es bei ihm, letztlich vermutlich ins Nichts, da stand er ganz besonders drauf. Manchmal regen sich Menschen darüber auf, weil das so was Tierisches hat, nur Katzen und Hunde „werfen“ ihre Jungen; das find ich allerdings Quatsch, schließlich sind wir genau solche Tiere wie andere auch, nur etwas instinktloser, man könnte auch sagen: geschmackloser. Ich habe kein Problem mit dem Werfen, sondern mit der Passivität, die ,,Aufwerfungen“ mitten im „Geworfen-Sein“ quasi festschreiben. „Niederschreiben“ ist auch keine Alternative, erinnert zu sehr an Niederschießen, eher vielleicht „Hinwerfen“, „Hinschmeißen“, „Hinhauen“. Vorher hat sich aber etwas „aufgetan“, im Zweifelsfalle immer ein Abgrund, in den man erst mal rein und dann wieder raus muß, und zwar nicht ohne rausgefunden zu haben, was drin war. Das kann man dann meinetwegen hinhauen, aber gründlich, sorgfältig und vorsichtig. Vorsicht, Vorwitz (= Vorwissen) im Sinne von Prophetie ist unabdinglich für Poesie. Vordenker bauen Scheiße, etwas mehr Vorsicht bitte.

 

 

 

Inhalt

I. Antitourismus

II. Lokalbolschewismus

III. Kunst und Unterhaltung

IV. Gleichmut und Meerwut

V. Seinsschwere und Demseschwof

VI. Selbstgefälligkeit und Arschlosigkeit

VII. Hände weg von Laos!

VIII. Rockmusik im Überblick

IX. Rechtschreibung, Arbeitsteilung und Gamelanklang

X. Reisen und Altern

XI. Widerstand und Schönheit

XII. Kompetenz und Wirksamkeit

XIII. Humor und Schmutz

XIV. Digitalität und Animösität

XV. Azoikum und Schluß

 

 

 

Fakten und Vermutungen zu Alexander Krohn

 

Sprachgewand(t) – Ilona Schäkel: Sprachkritische Schreibweisen in der DDR-Lyrik von Bert Papenfuß-Gorek und Stefan Döring

Heribert Tommek: „Ihr seid ein Volk von Sachsen“

 

 

Kismet Radio :: TJ White Rabbit presents Bertz68BirthdaySession_110124_part 2

 

Mark Chaet & Tom Franke sprechen mit Bert Papenfuß im Sommer 2020 und ein Auftritt mit Herbst in Peking beim MEUTERLAND no 16 | 1.5.2019, im JAZ Rostock

 

Zum 60. Geburtstag von Bert Papenfuß:

Lorenz Jäger: ich such das meuterland
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.1.2016

Zeitansage 10 – Papenfuß Rebell
Jutta Voigt: Stierblut-Jahre, 2016

Zum 65. Geburtstag von Bert Papenfuß:

Thomas Hartmann: Kalenderblatt
MDR, 11.1.2021

Fakten und Vermutungen zu Bert Papenfuß + Archiv + KLGIMDb +
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Porträtgalerie: Autorenarchiv Susanne Schleyer + Keystone-SDA +
Autorenarchiv Isolde OhlbaumDirk Skibas Autorenporträts +
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Einladungskarte zur Beerdigung von Bert Papenfuß

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Nachruf auf Bert Papenfuß bei Kulturzeit auf 3sat am 28.8.2023 ab Minute 27:59

 

 

Bild von Juliane Duda mit den Übermalungen von C.M.P. Schleime und den Texten von Andreas Koziol aus seinem Bestiarium Literaricum. Hier „Das Papenfuß-Gorek“.

 

Beitragsbild von Juliane Duda zu Richard Pietraß: Dichterleben – Bert Papenfuß

 

Bert Papenfuß liest bei OST meets WEST – Festival der freien Künste, 6.11.2009.

 

Bert Papenfuß, einer der damals dabei war und immer noch ein Teil der „Prenzlauer Berg-Connection“ ist, spricht 2009 über die literarische Subkultur der ’80er Jahre in Ostberlin.

 

Bert Papenfuß, erzählt am 14.8.2022 in der Brotfabrik Berlin aus seinem Leben und liest Halluzinogenes aus TrakTat zum Aber.

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