Paul Celan: Die Gedichte

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Paul Celan: Die Gedichte

Celan-Die Gedichte

Als hätte
einer von uns
mitgeschrieben an einem
von ihnen:
so
tintig
nerven sie sich durchs Netz

 

 

 

 

Zu dieser Ausgabe

Seit der Veröffentlichung der Kommentierten Gesamtausgabe der Gedichte von Paul Celan 2003 sind wichtige Nachlaßausgaben und Briefwechsel erschienen, die für ein derartiges Projekt von allergrößter Bedeutung sind: Innerhalb der Bonner Historisch-kritischen Ausgabe wurden die Frühwerk- und Nachlaßbände vorgelegt, außerdem erschienen die Prosa aus dem Nachlaß und die Bestandsaufnahme von Celans Philosophischer Bibliothek sowie seine Briefwechsel mit Rudolf Hirsch, Ilana Shmueli, Peter Szondi, Ingeborg Bachmann, Klaus und Nani Demus, Gustav Chomed, Edith und Jacob Silbermann, Rolf Schroers, Paul Schallück, Heinrich Böll, Gisela Dischner und René Char, darüber hinaus nicht wenige Briefpublikationen in Zeitschriften und Zeitungen, darunter zwei nachträglich aufgefundene Briefe an Ingeborg Bachmann, und die wichtigen Erinnerungen von Brigitta Eisenreich mit einigen darin wiedergegebenen Briefen. Die neue, zahlreichen Herausgebern zu dankende Forschungslage hat Konsequenzen sowohl für den Textbestand und damit den Gesamtaufbau des Bandes als auch für den Kommentar. Vor diesem Hintergrund ist eine Fortschreibung der alten Ausgabe unter Beibehaltung von deren Struktur nicht sinnvoll; das hier Vorgelegte ist daher tatsächlich eine Neue kommentierte Gesamtausgabe.

Textbestand
Gegenüber der Ausgabe von 2003 kann der Bestand um 58 Gedichte, darunter drei Erstpublikationen, erweitert werden. Hinzu kommen die bereits in der Frühwerk-Edition von 1989 publizierten neun Prosagedichte; sie sind wie die rumänischsprachigen Gedichte in Versen Teil von Celans poetischem Werk der Bukarester Zeit und stellen einen wichtigen Kontext dar für den gleichzeitig entstandenen ersten Zyklus von Mohn und Gedächtnis.
Die Kriterien für die Aufnahme von Nachlaßgedichten aus den Pariser Jahren waren für die Edition Die Gedichte aus dem Nachlaß von 1997 sehr eng gefaßt: So wurden alle nur mit der Kennzeichnung „-i-“ (für „idée“ im Sinne eines möglichen Ausgangspunkts für ein Gedicht) überlieferten Gedichte ausgeschieden; außerdem „äußerst polemische Verstexte“ eben wegen ihrer Polemik, Einzelgedichte aus nicht realisierten Zyklusprojekten und schließlich als flüchtig eingestufte „Vers-Notizen“.1 Derartige Kriterien scheinen nach der Publikation der Bonner Nachlaßbände nicht mehr sinnvoll; auch die Polemik kann heute kein Ausschlußkriterium mehr sein.
Selbst bei klar formulierten Kriterien unterliegt jedoch die Entscheidung darüber, ob es sich bei einem poetischen Text um ein unabhängiges Gedicht, um die Vorstufe eines anderen oder um ein Fragment handelt, einer durchaus subjektiven Betrachtungsweise, die sich im übrigen mit den Jahren verändert. So wurden prinzipiell ähnliche Fälle in den im Laufe der Jahre durch die Bonner Arbeitsstelle Celan-Ausgabe herausgegebenen Bänden recht unterschiedlich behandelt. Von der dortigen Behandlung der Texte als ,Vorstufen‘, ,Nachlaßgedichte‘ oder ,Bruchstücke‘ weicht die Entscheidung über die Aufnahme eines Gedichts in den Textbestand der vorliegenden Ausgabe im Einzelfall also ab. Bei der Beurteilung eines möglichen Fragment-Charakters spielt u.a. der Kontext der jeweiligen Werkphase eine Rolle; etwa die Frage, ob sehr kurze Gedichte in dieser Zeit autorisiert publiziert wurden oder nicht: In Fadensonnen ist das der Fall, in Sprachgitter aber nicht. Für die Entscheidung, ob ein Gebilde als Vorstufe der genetischen Darstellung eines anderen Gedichts zuzuordnen ist oder nicht, ist neben dem abgeschlossenen Charakter der Umfang des in das neue Gedicht übertragenen Materials entscheidend. Vor dem Hintergrund von Celans Poetik der Daten gehe ich davon aus, daß jedes zum Gedicht gereifte Gebilde von seinem konkreten Datum her geschrieben ist und daher selbst dann als eigenständig zu gelten hat, wenn der Dichter in mehr oder weniger großem zeitlichen Abstand daraus in beschränktem Umfang Material für ein neues Gedicht verwendet hat. Die Aufnahme solcher ,Vorstufen‘ in den Textteil dieser Ausgabe ermöglicht es, einem besonderen Arbeitsverfahren Celans gerecht zu werden, der in nicht wenigen Fällen ihm Wichtiges nicht verwarf, sondern in ein neues Gedicht ,rettete‘. Derartige Übertragungen sind auch bei Gedichten aus dem autorisierten Werk zu beobachten, etwa wenn „das Allverwandelnde“ – aus „Denk dir“ ausgeschieden – in „Muschelhaufen“ einen neuen Platz findet; „Denk dir“ ist dennoch keine Vorstufe von „Muschelhaufen“. Auf die Beziehungen zwischen den beiden Gedichten ist freilich in jedem Fall hinzuweisen.

Struktur des Textteils
Die Entscheidung von 2003, aus der unter schwierigen politischen Bedingungen erarbeiteten Frühwerk-Ausgabe die bis zur Ausreise aus Rumänien entstandenen Nachlaßgedichte und die Edition der Gedichte aus dem Nachlaß in der jeweils vorliegenden Form ganz zu übernehmen, mußte nicht zuletzt wegen der einzuarbeitenden Ergänzungen revidiert werden.
Die Grundstruktur der ersten Kommentierten Gesamtausgabe in zwei Teilen – autorisiertes Werk und Nachlaß – bleibt zwar in der neuen Ausgabe erhalten, wird aber mit größerer chronologischer Konsequenz verwirklicht. Im ersten Teil sind die Gedichtbände von Der Sand aus den Urnen bis Lichtzwang und die Einzelgedichte enthalten, die Celan selbst der Öffentlichkeit übergeben hat. Ausnahmen sind die vier noch zu Lebzeiten veröffentlichten Gedichte aus dem Nachlaßband Schneepart: Sie werden als Vorabdrucke für den geplanten Zyklus verstanden und nicht dem zu Lebzeiten Erschienenen zugeordnet.
Im zweiten Teil wird der Nachlaß im eigentlichen Sinn, von den in der Bukowina entstandenen bis zu den letzten Pariser Gedichten, nach chronologischen Prinzipien neu geordnet. Die von Celan selbst publizierten Gedichtbände bleiben als ,Zeiträume‘ des Werkes gliederndes Prinzip auch für den Nachlaß, desgleichen von ihm vor, während und nach der Entstehung des autorisierten Werkes zusammengestellte unveröffentlichte Zyklen.
Der Nachlaß-Teil beginnt infolgedessen mit der für Ruth Kraft als Geschenk in einem schwarzen Notizbuch angelegten Ersten Gedichtsammlung, in der ein großer Teil der vor Celans Ausreise nach Bukarest entstandenen Gedichte enthalten ist. Ihr folgen die übrigen vor November 1947 entstandenen Gedichte. Die Übersetzungen der rumänischsprachigen Vers- und Prosagedichte (Hg.) erscheinen – als solche durch kleinere Schrift und Einrückung gekennzeichnet – nun im Text selbst; das erleichtert den Umgang mit diesen Texten. Sie sind gegenüber dem Frühwerk-Band überarbeitet und wollen Verständnishilfen geben, ohne poetischen Anspruch zu erheben. Im Gedichtverzeichnis erscheinen die deutschen Titel bzw. Textanfänge kursiv mit Verweis auf die rumänischen Originaltitel.

Wie in der Nachlaßediton von 1997 wird bei dem parallel zum Pariser Werk entstandenen Nachlaß verfahren: Die von Celan aus den Gedichtbänden ausgeschiedenen Gedichte werden als eigene Gruppe behandelt, gegebenenfalls gefolgt von nicht abgeschlossenen Zyklusprojekten und schließlich den im jeweiligen Zeitraum entstandenen verstreuten Nachlaßgedichten; hier finden die Neuzugänge ihren Platz. Dem Nachlaß aus dem Zeitraum Lichtzwang folgt Schneepart mit den daraus ausgeschiedenen und anschließend den in diesem Zeitraum entstandenen verstreuten Gedichten. Die Gedichtsammlung Nach Schneepart und die Letzten Gedichtzyklen – diese weichen in Textbestand und Anordnung entsprechend Celans Vorstellungen von der Nachlaßpublikation Zeitgehöft geringfügig ab – bilden mit den von 1968 bis 1970 entstandenen Einzelgedichten den Schluß.
In allen Abteilungen des Nachlasses werden die Gedichte jeweils konsequent nach dem für Celan relevanten Datum der Erstfassung angeordnet. Bisher nicht zu datierende Gedichte können inzwischen zumindest ungefähr eingeordnet werden; diesbezügliche Hypothesen werden begründet und gegebenenfalls diskutiert.

Textgestalt
Die Textgestalt sowohl der zu Lebzeiten publizierten als auch der nachgelassenen Gedichte wurde jeweils überprüft, eventuell vorgenommene Korrekturen werden im Kommentar begründet.
Gelegentliche Korrekturen am Wortlaut der zu Lebzeiten erschienenen Gedichte beruhen zum Teil auf Eintragungen, die Celan selbst in seinen Handexemplaren oder in denen seiner Frau vorgenommen hat. Es handelt sich vor allem um Fehler, die von Celan in den Fahnenkorrekturen oder beim Abschreiben aus Vorlagen übersehen wurden. Nicht alles ist Celan jedoch selbst aufgefallen. Schon 2003 konnte ein beim Umbruch am Seitenende ,verlorengegangener‘ Vers in „Hubediblu“ wieder eingefügt oder der Ortsname Bocklemünd in „Entteufelter Nu“ richtiggestellt werden. Hier liegt die Korrektur jeweils auf der Hand, in manchen Fällen führt der Fund eines Hintergrundtextes zur Klärung von bislang unbemerkten Abschreibfehlern. Die angemessene Beurteilung von Celans Korrektur „emprés“ (aus „emprès“) im Titel von „Eine Gauner- und Ganovenweise“ in einem Handexemplar gelang erst durch Kommentierungsarbeit: Celans Korrekturwunsch war bisher als Versehen gedeutet und deshalb nicht berücksichtigt worden; seine Villon-Quelle zeigt aber eben diesen, im übrigen historisch richtigen Wortlaut.
Für Textänderungen bei den Nachlaßgedichten kommen weitere Gründe hinzu. Zum einen konnten im Rahmen der Kommentierungsarbeit Transkriptionsfehler korrigiert werden. Nach sorgfältiger Durchsicht der Fassungen wurden zudem in Einzelfällen vom bisherigen Textstand abweichende Entscheidungen getroffen. So hat der vollständige Abdruck der Ersten Gedichtsammlung Folgen für die Textgestalt. Bei den aus den einzelnen Gedichtbänden ausgeschiedenen Gedichten wurde anders als bisher immer dann die letzte Fassung gewählt, wenn sie eindeutig und abgeschlossen vorliegt; in den Gedichten aus dem Nachlaß waren nachträglich weiterbearbeitete Fassungen teilweise im Anhang abgedruckt, der in die Ausgabe von 2003 nicht übernommen wurde. Und schließlich hat sich in wenigen Fällen durch neu aufgefundene Fassungen eine andere Entscheidungsgrundlage ergeben. Sofern veränderte Textfassungen zu Titeländerungen führen, ist auch der bisher bekannte Titel im Gedichtverzeichnis mit Verweis aufgenommen.
Fehlende Kommata sind ersetzt; Punkte im Inneren der Gedichte dann, wenn der folgende Vers mit Großschreibung beginnt, nie jedoch am Gedichtschluß. Diese und alle anderen Veränderungen an der Textgestalt des angegebenen Textzeugen, auch die Korrektur von einfachen Schreibfehlern, sind in den Bemerkungen zur Textquelle dokumentiert. Stillschweigend normalisierend in den Text eingegriffen wurde nur dann, wenn es sich um nicht realisierte Umlaute und ß in Typoskripten handelt, die mit französischen Schreibmaschinen erstellt wurden; maßgeblich bleiben jeweils die von Celan in Handschriften oder Drucken eingehaltenen Rechtschreibregeln. Im Textzeugen durch Unterstreichung Gekennzeichnetes erscheint kursiv, entsprechend Celans Verfahren bei autorisierten Drucken zu Lebzeiten.

Kommentar
Der Kommentar will keine Interpretation geben; das würde nicht nur den Rahmen einer derartigen Ausgabe sprengen, sondern die Gedichte auch vereinnahmen. Mit den Einführungen in die Entstehungsumstände des jeweiligen Gedichtbandes und den Einzelkommentaren für die Gedichte will er vielmehr die Grundlagen für Interpretationen schaffen: Er stellt möglichst vollständig das Material zur Verfügung, das für jeden Gedichtband und jedes einzelne Gedicht zum Zeitpunkt ihrer Entstehung und für Celans späteren Umgang damit relevant ist. Das sind persönliche Daten, Autobiographisches, Briefe, Lektürespuren und anderweitige Lektürefrüchte sowie Erinnerungen Dritter. Möglichst vollständig heißt aber auch: Nicht in jedem Fall konnten, trotz erheblichen Zeitaufwandes und der bereitwilligen Hilfe von Kollegen, die mit dem Gedicht zusammenhängenden Fragen befriedigend gelöst werden. Gelegentlich hilft Glück; einer Verkettung von mehreren Zufällen ist es zu verdanken, daß das nicht in der Nachlaßbibliothek befindliche und auch nicht im noch zu Gisèle Celan-Lestranges Lebzeiten erstellten Bibliothekskatalog verzeichnete Taschenbuch Teste selbst von Alexander Spoerl mit den Erstfassungen von „Das herzschriftgekrümelte“, „Unverwahrt“ und „Das unbedingte Geläut“ heute von der Celan-Forschung genutzt werden kann. Auch manch andere wichtige Quelle fehlt weiterhin. Vielleicht taucht infolge glücklicher Umstände also auch der für „Schwanengefahr“ entscheidende 3. Band der von Pierre Grimal herausgegebenen Mythen der Völker eines Tages auf – mit, wer weiß, unbekannten Eintragungen zum Gedicht…?
Kommentierungsarbeit ist für die Textedition selbst notwendig und nicht von ihr zu trennen. Denn sie kann nicht nur, wie hier im Fall Spoerl, unbekannte Fragmente beitragen, sie kann nicht nur die Fehleinschätzung von Übersetzungen als Gedichte verhindern,2 sondern sie erleichtert auch die Präzisierung unklarer Datierungen aufgrund von datierbaren Quellen, die im Gedicht zitiert werden. Dies gelang etwa bei Argumentum e silentio im Kontext von Lektüren, die für April 1954 nachweislich bezeugt sind. Kommentierungsarbeit verhindert Lesefehler von Lektürenotizen und ermöglicht so die Zuordnung von nachgelassenen Fragmenten. Im Fall eines als „Steinzeit“ anstatt „Sternzeit“ gelesenen Notats3 konnte erst durch die Identifikation der geologischen Quelle ein zugehöriges poetisches Fragment als „O die erinnerte Sternzeit“ (meine Hervorhebung) gelesen und zusammen mit seinem Kontext dem Gedicht „In der Luft“ zugeordnet werden.

Überlegungen zu Celans Poetik der Daten führten zu einer neuen Struktur der Basisinformationen für die Einzelkommentare: Vorrang erhält die Erörterung der mit Ort und Zeit zusammenhängenden Umstände, des Hier und Jetzt. Die im „Meridian“ mehrfach betonte Entscheidung für den „Akut“ und das Postulat des Dichters in der Rede, jedem Gedicht bleibe sein Datum eingeschrieben,4 sind ernst zu nehmen. „Der Jetztpunkt“, markiert Celan bei Husserl am Rand, „hat für das Bewußtsein wieder einen Zeithof, der sich in einer Kontinuität von Erinnerungsauffassungen vollzieht“5 – die Spannung zwischen dem im „Meridian“ für das Schreiben jedes einzelnen als entscheidend bezeichneten „Neigungswinkels seines Daseins“6 und dem dort postulierten je eigenen Datum des Gedichtes könnte kaum präziser gefaßt sein.
Die pauschale Angabe des Zeitrahmens vom ersten bis zum letzten mit dem Gedicht verbundenen Datum in der Ausgabe von 2003 wird diesen Einsichten nicht gerecht. Die am Datum orientierte Kommentierungsarbeit zeigt, welche Bedeutung jedes einzelne konkrete Datum, auch das von Einzelkorrekturen, für das Verständnis des Gedichts haben kann. Wenn Celan an einem Tag, an dem er bei verschiedenen Freunden versucht, wegen Claire Golls Manipulationen und Plagiatvorwürfen Rat zu holen, in „Heute und morgen“ ein „So rag ich“ durch „So steh ich“ (meine Hervorhebung) ersetzt und diese Korrektur datiert, werden der Vorgang durch den Kontext aufgeladen und das besondere Gewicht des Verbs ,stehen‘, das auch für Celans jüdische Identität eine große Rolle spielt, eben vom Datum her verständlich. Alle zum Gedicht gehörenden Daten werden deshalb in dieser Ausgabe mitgeteilt. Bei den über einen längeren Zeitraum hinweg entstandenen Binnenzyklen bzw. Langgedichten „Stimmen“ und „Engführung“ werden die Daten um der Übersichtlichkeit willen jeweils separat für die einzelnen Teile angegeben und kommentiert.
Nachträgliche Datierungen durch Celan selbst oder durch Dritte – das betrifft die bis August 1956 entstandenen undatierten Gedichte, darunter große Teile des Frühwerks – werden dagegen mit größter Vorsicht behandelt. Erinnerung ist fehlbar, die Abweichungen von den wenigen zeitgenössischen Datierungen, direkten und indirekten, sind z.T. erheblich. Auf Texte aus anderen Werkteilen, etwa Aphorismen und Übertragungen, die am selben Tag entstanden sind, wird hingewiesen; auch deren Wahrnehmung heißt, das Datum eines Gedichts ernst zu nehmen.
Selbst wenn der Entstehungsort auf keinem Textzeugen vermerkt ist, erscheint dieser in den Basisinformationen, sofern er anderweitig nachzuweisen ist – Unsicherheiten werden gegebenenfalls durch „(?)“ gekennzeichnet. So fehlt der Ort Paris in der Regel auf den Textzeugen der Gedichte, die in der Pariser Universitätspsychiatrie geschrieben wurden, so als habe der Patient die Klinik als exterritorialen Ort verstanden. Auch die Gedichte aus der Zeit seines Arbeitseinsatzes in Fălticeni und aus dem Arbeitslager in Tăbăreşti sind häufig nicht ,verortet‘. Zu verschweigen, daß diese dennoch im Lager oder in Paris entstanden sind, wäre eine unzulässige Identifikation mit dem Autor, durch die dem Leser wichtige Informationen vorenthalten würden.
Entstehungsorte werden mit ihrer Bedeutung für die damalige Situation Celans erläutert; veränderten Situationen – etwa bei über mehrere Jahre hinweg konstanten Urlaubsorten – wird durch erneute Erläuterungen Rechnung getragen. Die Lage von Straßen in Paris wird bei einmaligem Vorkommen nur dann kommentiert, wenn ein besonderer Anlaß dafür besteht.
Für Celans eigene Bewertung interessant und daher neu in den Basisinformationen vermerkt ist neben dem Versand eines Gedichtes an Freunde dessen Präsenz in den vom Autor selbst verantworteten Auswahlausgaben7 und, soweit bekannt, in seinen öffentlichen Lesungen. Die Angaben zum jeweiligen Lesungsprogramm konnten teilweise nur aus Presseberichten extrahiert werden und beanspruchen daher keine Vollständigkeit. Ebenfalls angegeben wird, auch dies eine indirekte Aussage zum Interesse des Autors, wenn bei Nachlaßgedichten nur ein einziger Textzeuge vorliegt, das Gedicht also nie weiterbearbeitet wurde. Vollständig zitiert werden, im Sinne von Selbstkommentaren, alle Übersetzungen eigener Gedichte durch Celan ins Französische, in Einzelfällen werden auch Wortübersetzungen mitgeteilt. Die mit Gedichten Celans publizierten Radierungen von Gisèle Celan-Lestrange sind im Anschluß an den Textteil reproduziert; sie eröffnen, wie etwa die Genese der Edition Atemkristall zeigt, einen wichtigen Verständniskontext. Ausnahme ist „Portfolio VI“: Die sechs Radierungen fehlen in dieser Ausgabe, weil Gisèle Celan-Lestrange für sie offenbar ohne Celans Zutun „Diese freie, grambeschleunigte Faust“ ausgewählt hat.
Die Ausgabe verzichtet auf textgenetische Darstellung; dieser Grundsatz ist dort durchbrochen, wo Fragmente und Vorstufen zur Historisch-kritischen Ausgabe nachgetragen werden können, die auch in der Tübinger Ausgabe fehlen. Sie werden innerhalb der Basisinformationen vor allem deshalb mitgeteilt, damit sie an einer Stelle, die eine größere Öffentlichkeit erreicht, erfaßt und zugänglich sind. Es handelt sich zum größten Teil um Funde aus Buchbeständen oder persönlichen Aufzeichnungen Celans. Gegenüber 2003 konnten derartige Ergänzungen deutlich vermehrt werden. Nur im Fall der rumänischen Vers- und Prosagedichte wird auf die Wiedergabe bisher nicht publizierter Vorstufen verzichtet. Da sie nicht zum Textbestand der Historisch-kritischen Ausgabe gehören, würde ihnen die notwendige vollständige genetische Darstellung in der vorliegenden Ausgabe mehr Bedeutung zukommen lassen als anderen Gedichten – das scheint nicht angemessen.

Die Kommentare im eigentlichen Sinn sind gegenüber der Ausgabe von 2003 erheblich umgestaltet. Im Bereich des Frühwerks ist der Stellenkommentar bewußt sehr knapp gehalten; der Schwerpunkt liegt auf zeitgenössischen Briefen und den Bezügen zu den Werkteilen, die in der Pariser Zeit entstanden sind. Wenn etwa die Blume Augentrost außer in „Todtnauberg“ nur ein weiteres Mal erscheint, im frühen Gedicht „Herbst“, wird darauf hingewiesen, die Blume selbst aber weder hier noch dort beschrieben. Ähnliches gilt für den Seidelbast, der in zwei Gedichten aus der Arbeitslagerzeit erscheint, aber nur in einem einzigen aus der Pariser Zeit, dem Nachlaßgedicht „Mit dem Seidelbast, wieder, nach“. Für das Verständnis von Celans Gedichten können Standort, Blütenfarbe oder Pflanzentyp von Blumen wie Augentrost oder Seidelbast durchaus wichtig sein; solche Bestimmungen lassen sich aber, soweit nicht bekannt, ohne weiteres entsprechenden Nachschlagewerken entnehmen. Dem Kommentar kommt dagegen die Aufgabe zu, die besonderen Bezüge zu Leben und Werk des Autors beizutragen – freilich auch die aus Briefen oder Lektürespuren deutlich werdende Bedeutung bestimmter Blumen.
Über herkömmliche Lexika leicht zugängliche Informationen werden in dieser Edition nicht dupliziert, auf die Nennung von Lebensdaten zitierter Autoren oder auf einfache Worterläuterungen wird also bewußt verzichtet. Alle Angaben aus der Ausgabe von 2003 wurden dahingehend überprüft, ob sie notwendig und sinnvoll sind. Zudem wurden die Hinweise auf Ähnlichkeiten zwischen einzelnen Gedichten vor allem auf die Fälle reduziert, in denen es sich tatsächlich um Anspielungen oder, wie beim Augentrost, um ,exklusive‘ Wortschatzübereinstimmungen handelt. Verweise auf andere Gedichte meinen dabei immer auch den jeweils zugehörigen Kommentar.
Beides, die Beschränkung im Frühwerk-Teil und der Verzicht auf allgemein zugängliche Informationen, entlastet den Kommentar und macht Platz für Ergänzungen auf der Basis der neuen Nachlaß- und Briefausgaben, von Erinnerungen und vor allem von neuen Erkenntnissen zu Celans Lektüren.
Auf diesen liegt noch stärker als bisher der Schwerpunkt. Denn allgemein zugängliche Lexika und Wörterbücher führen nicht immer weiter, weder eine Wörterbuch-Definition wie „kraterförmige Senke“ aus dem aktuellen Duden zu „Maar“ in Tenebrae noch allgemeine Informationen über die Fertigteilbauweise zu „Fertigteile“ in „Das ausgeschachtete Herz“. Für den Gedichtkontext jeweils aufschlußreich sind dagegen Celans Lektürespuren in der Geologie von Franz Latze, der die Entstehung der Krater durch Gasvulkane erläutert, oder die Information, daß die den Bau betreffenden Wortschatzelemente in einem Gedicht von Günter Grass zu finden sind, das in der damals aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit publiziert war.
Celan liest häufig, aber keineswegs immer ,mit Bleistift‘; auch Nicht-Markiertes findet sich wörtlich zitiert in Gedichten. Umgekehrt geht nicht alles, was er in Büchern und Zeitungen an- und unterstreicht, in Gedichte ein. Wenn aber Lektürefrüchte in Gedichten präsent sind, haben sie für ihn Bedeutung, und zwar mit ihrem Kontext; es geht also nicht um ,interessante‘ Einzelwörter. Natürlich braucht Celan ein Wort wie „Stricke“ für „Die Stricke“ nicht der Lektüre entnehmen. Aus der betreffenden Erzählung von John M. Synge aber überträgt er – so problematisch das für seine Leser ist – mit dem Wort ,Stricke‘ die damit verbundene, äußerst beklemmende Situation in sein Gedicht. Ähnliches gilt, wie das Beispiel der Gasvulkane zeigt, für die naturwissenschaftlichen Teile der Bibliothek. Innerhalb von Lektürenotizen aus dem Brockhaus-Taschenbuch der Geologie machte Celan seine Betroffenheit durch eben diese Lektüre in einem poetischen Fragment deutlich:

Verflochten
die Erde und dein Leben,
bis weit hinauf,
bis weit hinab
8

Manche Lektüren gehen in mehrere Gedichte eines überschaubaren Entstehungszeitraumes ein, etwa die Lektüre der Auswahl aus Jean-Henri Fabres Werk im Jahr 1967 oder der zweibändigen Werkauswahl von Walter Benjamin im Frühjahr 1968. Darauf zusammenfassend hinzuweisen hilft einerseits, Zusammenhänge zwischen Gedichten wahrzunehmen, andererseits kann dadurch die Wiederholung von Angaben vermieden werden.
Selten materiell im Nachlaß, gelegentlich aber durch Lektürenotizen präsent sind die in Gedichte eingegangenen Artikel aus deutschsprachigen Tages- und Wochenzeitungen. Auf die wenigen Einzelfälle, in denen Celan Zeitungsausschnitte oder ganze Seiten aufbewahrt hat, wird jeweils hingewiesen. Presserezeption ist seit dem Ende der 1950er Jahre in Gedichten zu beobachten; in den letzten drei Schaffensjahren nimmt sie ein beeindruckendes Ausmaß an. Wichtige, große Gedichte sind unter denen, die durch Zeitungslektüre angeregt wurden; auf die Bedeutung etwa von Fertigungshalle für seine poetische Entwicklung und die Aktualität seiner Gedichte weist Celan ausdrücklich hin. Selbst einen Begriff wie den ,Neigungswinkel‘ fand Celan in der Tagespresse und entwickelte ihn, vor dem Hintergrund seines Quellenkontextes, zu einem wichtigen poetologischen Konzept.9
Die Quellensuche im Bereich der Presse ist äußerst mühsam; sich mit derartigen Lektüreerfahrungen Celans auseinanderzusetzen scheint mir aber notwendig. Das ist bei Zeitungsartikeln nicht anders als bei Shakespeare- und Husserl-Zitaten oder solchen aus populärwissenschaftlichen Einführungen, sei es in die Musikästhetik oder in die Technik eines Flugzeugs. Celan schreibt als Lesender – Unterschiede zwischen mehr oder weniger ,wertvoller‘ Lektüre scheint er, wenn er diese Lektüreerlebnisse ins Gedicht eingehen läßt, nicht zu machen. Sie bleiben ,Erlebnisse‘.

Verschiedene Verzeichnisse tragen zur Vereinheitlichung und Verknappung des Kommentars bei: eine Liste mit Kurztiteln und Siglen, die Bibliographie der in Gedichte eingegangenen Lektüren und ein Verzeichnis von mehrfach präsenten Entstehungsorten mit Hinweisen auf den oder die betreffenden Erstkommentar(e). In die Bibliographie eingearbeitet sind Hinweise darauf, ob sich das entsprechende Werk in Celans Nachlaßbibliothek oder in der Bibliothek der École normale supérieure befindet; Daten für den Erhalt des Buchs und für die Lektüre(n) sind, soweit vorhanden, ergänzt. Die bibliographischen Einträge sind jeweils stark vereinfacht und vereinheitlicht; im Kommentar selbst werden nur Autor, gegebenenfalls Kurztitel, Band und Seite des zitierten Werkes angegeben. Nachweise für Artikel aus der Tages- und Wochenpresse erscheinen dagegen ausschließlich im Kommentar selbst.
Weitere Grundsatzentscheidungen dienen einer möglichst sinnvollen Organisation des Materials. Textabweichungen separater Drucke von der vorliegenden Edition werden dann mitgeteilt, wenn es sich um Veröffentlichungen handelt, die Celan selbst autorisiert hat. Die Angabe von Erstdrucken im Nachlaß-Teil bezieht sich auf die erste Publikation überhaupt, unabhängig von der jeweils wiedergegebenen Fassung. Auf den Nachweis von gelegentlich zitierten, in der Historisch-kritischen Ausgabe oder der Tübinger Ausgabe zum entsprechenden Gedicht wiedergegebenen Vorstufen oder Lektürenotizen wird zur Entlastung des Kommentars verzichtet; Anerkennung und Dank für die Vorarbeit sei an dieser Stelle ausgesprochen! Für alle Zitate aus dort nicht zu findenden, verstreut publizierten Äußerungen Celans und seiner Zeitgenossen und Briefpartner werden jeweils knappe Angaben zu den Quellen gemacht, die über das Verzeichnis der Kurztitel und Siglen aufgesucht werden können. Archivquellen für das aus bisher nicht veröffentlichten Briefen und Nachlaßtexten Zitierte werden nur dort angegeben, wo es sich nicht um Material handelt, das sich im Celan-Nachlaß im Deutschen Literaturarchiv Marbach befindet. Das heißt im Umkehrschluß, alles ohne Angaben aus der Ausgabe von 2003 übernommene oder in der vorliegenden Ausgabe erstmals Publizierte befindet sich im Marbacher Archiv.
Erinnerungen Dritter an Celan werden, soweit bekannt, mit dem Jahr ihrer Niederschrift eingeführt und immer als Erinnerung gekennzeichnet. Mit dem mehr oder weniger großen zeitlichen Abstand verändern sich Erinnerungen, und dies nicht nur durch die abnehmenden Fähigkeiten des Gedächtnisses. Die persönliche Situation wie der politische Hintergrund zum Zeitpunkt des Erinnerns prägen den Vorgang. So kann Ilana Shmueli kurz vor Beginn der Zweiten Intifada 2000 noch schreiben, „Celan wußte, daß die Israel-Politik nach dem Sechstagekrieg eigentlich in vieler Beziehung verfehlt war: die nationale Euphorie, die zum großen Teil ins Religiös-Fanatische ausartete und Großisrael als heiliges, von Gott versprochenes Recht beanspruchte. / Die Behauptungen mancher Politiker, daß es die ,Palästinenser‘ gar nicht gebe, schienen ihm unzulässig“.10 Derartiges fehlt in den Erinnerungen, die dem Briefwechsel 2004 beigegeben sind. Unter den mit der Intifada veränderten, bedrohlicheren Umständen kann dergleichen nicht mehr Teil von Erinnerung sein. Auch die Persönlichkeit des sich Erinnernden und sein Verhältnis zu Celan spielen eine Rolle. Wenn man liest, wie Celan selbst Hugo von Huppert und sein Gespräch mit ihm Ende 1966 einschätzte, wird man zumindest zögern, die von Huppert 1973 publizierten Redebeiträge so zu verstehen, als habe Celan das, und nur das, wörtlich so gesagt.11
Auslassungen vor Anfang und nach Ende von Zitaten werden im Kommentar nicht gekennzeichnet. Alle Zitate aus bisher nicht publiziertem Material erscheinen in der originalen Rechtschreibung, gegebenenfalls also ohne Umlaut und mit ss anstatt ß. Wie bei Zitaten aus den Materialien zum „Meridian“ wird in der Regel der intendierte Endzustand gegeben, also auf die Wiedergabe von Streichungen und auf die Kennzeichnung von nachträglich Hinzugefügtem verzichtet. Originale Rechtschreibung gilt selbstverständlich für alle Zitate, jedoch mit einer Ausnahme: Hervorhebungen welcher Art auch immer (kursiv, gesperrt, Kapitälchen) in Lektürequellen werden grundsätzlich kursiv wiedergegeben. Unterstreichungen in diesen Zitaten markieren dagegen stets Lesespuren Celans. Sofern nicht offensichtlich nur ein Wortbestandteil gemeint ist, werden sie bei partiell unterstrichenen Wörtern vervollständigt.
Um eine gewisse Einheitlichkeit zu erreichen, werden russische Namen im Kommentar in der Form verwendet, in der sie von Celan gebraucht wurden oder worden wären, also nach den älteren deutschen Transkriptionsregeln. Englische und französische Zitate im Kommentar werden nicht übersetzt, wohl aber solche aus anderen Sprachen (Hg.).
Die Verwendung von ,Jude‘ in einfachen Anführungszeichen meint ,Jude im Sinne der Nürnberger Gesetze‘.

Dank
In den Kommentar sind die Ergebnisse der bis Januar 2017 erschienenen Forschung, soweit in diesem Rahmen sinnvoll, eingearbeitet. Den mit Bertrand Badiou erarbeiteten Kommentaren aus den Gedichten aus dem Nachlaß und den von Heino Schmull in den Bänden der Tübinger Ausgabe angebotenen ist auch der vorliegende Kommentar verpflichtet. Ein großer Teil der biographischen Informationen beruht auf der von Bertrand Badiou im Briefwechsel zwischen den Eheleuten Celan publizierten Zeittafel. Für weitere durch Publikation zugängliche Forschungsergebnisse seien hier aus Platzgründen nur die Namen derjenigen genannt, denen ich für ihre wertvolle Arbeit verpflichtet bin: Bernd Achenbach, Wiebke Amthor, Robert André, Arno Barnert, Maria Behre, Henrik Bims, Jean Bollack, Bernhard Böschenstein, David Brierley, Rolf Bücher, Israel Chalfen, Germinal Čivikov, Amy Colin, Jacques Derrida, Uwe Eckardt, Wolfgang Emmerich, John Felstiner, Jean Firgès, Holger Gehle, Axel Gellhaus, Dorothee Gelhard, Peter Goßens, Horst Gravenkamp, Elke Günzel, Michael Haderer, Werner Hamacher, Wilhelm Hemecker, Elisabeth Hense, Christine Ivanović, Michael Jakob, Marlies Janz, Pierre Joris, Alfred Kelletat, Barbara Kloose, Lydia Koelle, Ulrich Konietzny, Peter König, Jean-Pierre Lefebvre, Jürgen Lehmann, Vivian Liska, Fred Lönker, Otto Lorenz, Jürgen Lütz, James K. Lyon, Klaus Manger, Winfried Menninghaus, Marita Meyer, Rainer Nägele, Peter Horst Neumann, Ute Oelmann, Leonard Olschner, Christoph Perels, Mischa von Perger, Otto Pöggeler, Hans Dieter Schäfer, Erika Schellenberger, Georg-Michael Schulz, Joachim Seng, Thomas Sparr, Hans-Michael Speier, Matthias Steinhart, Inge Stephan, Rochelle Tobias, Uta Werner, Jean-Marie Winkler, Werner Wögerbauer, Mona Zarazat-Troubat, Ralf Zschachlitz und Reinhard Zbikowski.
Sofern es sich um noch unpublizierte Forschungsergebnisse handelt, sind die Hinweisgeber jeweils genannt. Vielfältige Hilfe und Anregungen erhielt ich von Marcel Beyer, Gilles Chancerelle, Ariane Deluz (✝︎), Brigitta Eisenreich (✝︎), Katharina Elliger, Amir Eshel, František Fabian (✝︎), Aris Fioretos, Clément Fradin, Sonia Garelli, Walter Groß, Michael Hamburger (✝︎), Ute Harbusch, Christine Ivanović, Michael Kardamitsis, Jürgen Köchel, Sándor Koros-Fekete, Andrey Krekschin, Andreas Lohr, Hanne Lenz (✝︎), Liselotte Locher, Klaus Locher, Andreas Lohr, Jaan Malin, Markus May, Mathias Mayer, Claudia Mertz-Rychner, Otto Pöggeler (✝︎), Klaus Reichert, Heino Schmull, Mechtild Spaett, Thomas Sparr, Aino Tamjärv, Guntram Vesper, Michael Wallau, Dirk Weissmann, Gregor Wittkop, Benedikt Wolf, Thomas Wolf und Franz Wurm (✝︎). Maria Rusanda Mureşan unterstützte mich bei der Überarbeitung der Übersetzungen aus dem Rumänischen.
Zu danken ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Deutschen Literaturarchivs Marbach, die mich stets – ob im Handschriftenlesesaal, in der Bibliothek oder in den Magazinen – mit viel Geduld bei meiner Arbeit unterstützt haben. Dem Leiter der Handschriftenabteilung Ulrich von Bülow danke ich für die Abdruckgenehmigung von Materialien aus dem Archiv.
Zu danken ist den immer hilfsbereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der wunderbaren Universitätsbibliothek Tübingen, ohne deren reiche Bestände, gerade auch im Bereich der Tages- und Wochenpresse, die Kommentierungsarbeit nicht ohne weiteres möglich gewesen wäre.
Zu danken habe ich Bertrand Badiou, der die Arbeit tatkräftig gefördert, durch intensive Diskussionen zum derzeitigen Textbestand beigetragen und unzählige Kommentare durch Recherchen und Hinweise, u.a. aus dem Pariser Nachlaß, bereichert hat. Er und Eric Celan gaben die freundliche Abdruckgenehmigung für die bisher unveröffentlichten Gedichte sowie für unveröffentlichtes Material aus dem Nachlaß und aus Briefen, Eric Celan für die Reproduktion der Radierungen von Gisèle Celan-Lestrange.
Zu danken habe ich meinem langjährigen, so gründlichen wie geduldigen Lektor Wolfgang Kaußen, der die Arbeit an diesem Buch wie immer hilfsbereit und aufmunternd begleitet hat.
Und nicht zu vergessen: Ohne die umfassende Unterstützung durch meinen Mann Alexis Wolf wäre auch dieses Buch nicht möglich gewesen.

Barbara Wiedemann, Februar 2017, Nachwort

 

Lesen

war für Paul Celan immer auch Erlebnis: Seine vielfältigen Lektüren von Büchern, Zeitschriften und Tagespresse waren ihm ebenso Ausgangspunkt für Gedichte wie persönliche Begegnungen und polititsche Ereignisse. Als 2003 erstmals eine kommentierte Gesamtausgabe von Celans Gedichten erschien, stand die Erschließung solcher Quellen noch am Anfang. Ausgaben der bedeutendsten Briefwechsel liegen inzwischen vor, die kritischen Werkausgaben sind vollendet, und die Erforschung von Celans Nachlaßbibliothek mit seinen Lesespuren, Anstreichungen und Notaten ist weit vorangeschritten.
Auf dieser Grundlage konnten gegenüber der Ausgabe von 2003 nicht nur knapp 60 Gedichte, darunter Erstdrucke, ergänzt und alle Texte einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden. Der Kommentar ist ebenfalls neu gestaltet und erheblich erweitert, gerade auch durch intensive Recherchen der Herausgeberin im Bereich von Celans Presselektüren. Besonderes Augenmerk gilt dem – im Sinne seiner Poetologie – ,eingeschriebenen Datum‘ eines jeden Gedichts. Mit der neuen Ausgabe wird dem Leser eine Fülle belegbarer Informationen für das Verständnis von Celans Lyrik an die Hand gegeben: Erst dadurch wird dieser immer noch als ,hermetisch‘ betrachtete Autor in der ganzen Konkretheit und Radikalität seiner Realitätserfahrung erkennbar.

Suhrkamp Verlag, Klappentext, 2018

Inhalt

Paul Celans vielfältige Lektüren von Büchern, Zeitschriften und Tagespresse waren ihm ebenso Ausgangspunkt für Gedichte wie persönliche Begegnungen und politische Ereignisse. Als 2003 erstmals eine kommentierte Gesamtausgabe seiner Gedichte erschien, stand die Erschließung solcher Quellen noch am Anfang. Im Zuge der Publikation der bedeutendsten Briefwechsel und der kritischen Werkausgaben sowie der Erforschung von Celans Nachlassbibliothek mit seinen Lesespuren, Anstreichungen und Notaten konnten gegenüber der Ausgabe von 2003 nicht nur knapp 60 Gedichte ergänzt und alle Texte einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden. Der Kommentar ist ebenfalls neu gestaltet und erheblich erweitert, gerade auch durch intensive Recherchen im Bereich von Celans Presselektüren.
Mit der neuen Ausgabe wird dem Leser eine Fülle belegbarer Informationen für das Verständnis von Celans Lyrik an die Hand gegeben: Erst dadurch wird dieser immer noch als ,hermetisch‘ betrachtete Autor in der ganzen Konkretheit und Radikalität seiner Realitätserfahrung erkennbar.

Suhrkamp Verlag, Ankündigung

 

Strahlenwind, Büßerschnee

– Gibt es so viel Neues überhaupt noch zu sagen? Der Dichter Paul Celan erscheint in einer Neuen kommentierten Gesamtausgabe. –

Und jetzt noch mal ein Buch mit mehr als  1.200  Seiten, eng bedruckt, nur mit Kommentaren zu einzelnen Stellen in den Gedichten Paul Celans! Es ist ein Phänomen, wie viel in den letzten beiden Jahrzehnten aus dem Nachlass dieses Schriftstellers herausgegeben worden ist. Er ist der am häufigsten interpretierte und der am umfassendsten edierte Lyriker des  20. Jahrhunderts. Das Motiv für dieses lang anhaltende Interesse liegt bestimmt darin, dass Celan mit seiner frühen „Todesfuge“ das berühmteste Gedicht deutscher Sprache im  20. Jahrhundert geschrieben hat. Vielerorts hat man ihn mit diesem Gedicht gleichgesetzt und ihn zum Lyriker des deutschen Massenmords an den Juden gemacht, ihn als Opfer, Heiligen und Märtyrer gleichermaßen stilisiert – was ihm selbst keineswegs  behagte.
Andererseits gilt Celan, vor allem mit seinem Spätwerk, als ungemein hermetisch und schwer verständlich. Das Faszinosum liegt wohl in der Reibung, die aus diesen verschiedenen Zuweisungen  entsteht.
Dabei ist Celan zum hart umkämpften Schauplatz von Wissenschaftsinteressen geworden, und der Zugang zum Nachlass war von Anfang an schwierigen Bedingungen unterworfen. Es gibt eine dichte Gemengelage von unter anderem zwei historisch-kritischen Celan-Editionen – die Bonner Ausgabe seit  1990  und die Tübinger Ausgabe seit  1999, und es wäre auch bei keinem anderen Dichter seit  1945  vorstellbar, ihm eine vergleichbare „kommentierte Gesamtausgabe“ zu widmen wie die, die nunmehr vorliegt. Jedes einzelne Gedicht Celans wird hier mit Anmerkungen versehen, und in vielen Fällen erklären sie Worte, die nicht sofort durchschaubar sind – so, wenn der oft spezifisch geologische Hintergrund von Celans Bildern erläutert wird: „Tischfelsen“ etwa, „Strahlenwind“ oder „Büßerschnee“ (Schnee- und Gletscherfelder, bei denen durch Sonneneinwirkung nur einzelne Säulen stehen  bleiben).
Bereits  2003  kam ein erster Kommentarband der Herausgeberin Barbara Wiedemann heraus. Seitdem sind viele neue Quellen erschlossen worden,  58 Gedichte sind hinzugekommen, vor allem aber sind inzwischen die zentralen Briefwechsel Celans sowie persönliche Erinnerungen erschienen.
Das  2010  veröffentlichte Buch von Brigitta Eisenreich etwa, einer langjährigen geheimen Geliebten Celans, machte auf ungeahnte Weise Gedichte wie „Schuttkahn“ in ihrem Entstehungsprozess durchsichtig: es war ihr Wort für die flachen großen Kähne auf der Seine, die man von ihrem Fenster aus sehen konnte. Und Celans Briefwechsel mit Ingeborg Bachmann klärte nicht zuletzt die Umstände, die zum Gedicht „Köln, Am Hof“ führten: es thematisiert die ungestüme Liebesnacht bei der zufälligen Wiederbegegnung der beiden Lyriker nach einer langen Trennung. Die Größe dieses Gedichts besteht aber auch darin, dass es nicht mit plumpen sexuellen Anspielungen arbeitet, auch wenn das jetzt manchmal suggeriert wird – darauf legt der Kommentar der Herausgeberin Wert.
Wo Barbara Wiedemann sich auf die genaue Textgenese, auf konkrete Fakten wie Wörterbücher und Notizen Celans beschränkt, ist ihr Kommentar sehr hilfreich. Allerdings greift sie manchmal auch darüber hinaus, und das ist trotz des objektiven Gestus mitunter streitbar. So hat Celans Gedicht „Corona“ mit Rilkes „Herbsttag“ keinerlei Gemeinsamkeiten, auch wenn die Herausgeberin Rilkes „Herr: es ist Zeit“ und Celans „es ist Zeit, dass man weiß!“ aufeinander beziehen möchte. Wiedemann, Privatdozentin in Tübingen, bekam von der Familie Celans schon früh den Auftrag, den Celan-Nachlass für den deutschsprachigen Raum auszuwerten, und wie sie dieses Privileg nutzt, ist nicht unumstritten geblieben. Oft spürt man eine Art Überidentifikation mit ihrem Gegenstand. So musste sich etwa der alte Peter Rühmkorf, der sich in den Fünfzigerjahren als junger Wilder auch gegen den in seinen Augen bereits etablierten Celan zu profilieren versuchte, erbittert gegen bestimmte Insinuationen von ihr wehren. Am fragwürdigsten waren Wiedemanns subjektiven Wertungen, als sie Celans Beziehung zu dem durch den Nationalsozialismus kompromittierten Rolf Schroers überschätzte – die Bedeutung des Briefwechsels Celan-Schroers setzte sie sogar mit derjenigen des Briefwechsels Celan-Bachmann gleich.
Ihre Gedichtkommentare bieten jedoch durch Verweise auf die jeweils aktuelle Zeitungslektüre Celans und durch die auffällig akribischen Archivrecherchen viele neue Aufschlüsse im Detail. Manchmal würde man allerdings gern genauer wissen, wem sie bestimmte Erkenntnisse verdankt (ist es wirklich die Entdeckung der Herausgeberin, den für Celan wichtigen Terminus des „Zeithofs“ auf Husserl zu beziehen?), andernorts verweist sie auf durchaus belanglose Aufsätze. Gelegentlich wird ein jenseits üblicher akademischer Zitierkartelle noch radikalisiertes Freund-Feind-Denken erkennbar. Trotzdem ist der Band auf jeden Fall von praktischem  Nutzen.

Helmut Böttiger, Süddeutsche Zeitung, 26.7.2018

Unschätzbar

Paul Celan. Unschätzbar sein Verdienst für die Nachkriegsliteratur! Ich habe durch einen alten Gefährten, Gerd Forster, einen nicht von Celan beantworteten Brief aus dessen Nachlass aus Paris erhalten. Er hat ihn mir über das Deutsche Literatur Archiv Marbach zu kommen gelassen. Der Brief stammte aus der Zeit in der Celan die Rede zum „Meridian“, die Büchnerpreisrede geschrieben hat. Unklar ist, ob Celan geantwortet hat! Auf jeden Fall, sein Buch Der Sand aus den Urnen, die Beschreibung vom Wolkenwagen und vom Bittersüß waren die letzten Zeilen die ich verinnerlichte, bevor ich im Drogenrausch in die Psychiatrie kam… Ich wollte ähnlich wie Hesse nichts anderes als Schriftsteller werden! Celan hat mich sehr tief beeindruckt, seine fast ätherdurchtränkten, schwergelben Bilder, die einen ähnlich an die eines Trakls, eines Georges, erinnern; für mich das Triumvirat der deutschen expressiven, symbolistischen und impressionistischen Gedichte! Nicht nur der Meister der Schlangen, der Tod ist ein Meister aus Deutschland – seine Übertragungen zählen auch zu den wichtigsten unserer Zeit. Er wurde 1920 geboren. Wenn er sich nicht das Leben genommen hätte, hätte er sicher den Nobelpreis bekommen. Er war zu genial und starb 1970, ohne zu wissen wie beeindruckt jeder Nachwuchsdichter heute noch von seinen Gedichten ist! Für mich nicht auf einer Skala von 0–5 Sternen messbar…

Uwe Kraus, amazon.de, 25.9.2018

So lese, und mein Aug wird offen bleiben

Zunächst begegnet uns auf der Umschlagabbildung ein Faksimile von Celans Gedicht „Abzählreime“, ich erwähne dies, weil es programmatisch für diese Ausgabe ist: Das Gedicht respektive die Dichtung steht im Vordergrund.

Auf den ersten 550 Seiten sind Celans Gedichte abgedruckt. Sie sind unterteilt in:

I   Von Paul Celan zu Lebzeiten publizierte Gedichte
II   Aus dem Nachlaß publizierte Gedichte.

Dort enthalten sind die Gedichtbände (Die Namen machen es vielleicht eindrücklicher): Der Sand aus den Urnen, Mohn und Gedächtnis, Von Schwelle zu Schwelle, Sprachgitter, Die Niemandsrose, Atemwende, Fadensonnen, Lichtzwang, Schneepart, Zeitgehöft.

Zusätzlich sind enthalten: Verstreute Publikationen, Celans Frühwerk, nicht aufgenommene Gedichte, Gedichte in Zeiträumen (z.B. Zeitraum „Lichtzwang“, Zeitraum „Schneepart“), Späte Gedichtsammlung, Späte verstreute Gedichte, Schwer zu datierende Gedichte

Kommentar ab Seite 561
Der Kommentarteil beginnt mit einem gelungenen und informativem Vorwort. Danach werden Abkürzungen, Siglen und Kurztitel erklärt. Anschließend kommt für mich ein Highlight dieser Edition:

Bibliographie – Celans Bibliothek ausgebreitet, Bücher teilweise mit Lesedaten und Hinweisen als Inspirationsquelle für Gedichte sind aufgelistet:

z.B.
Doderer, Heimito von: Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre. Roman, München 1953 (PBC: Widmung „Für Paul Celan in herzlichem Gedenken, / Heimito von Doderer / München, im Dezember 1954.“)

Duras, Marguerite: Le Vice-consul, [Paris] 1966 (BPC: ursprünglich eingelegter Entwurf zu „Zerr dir“ verschollen).

Nun bis Seite 987 „Der Einzelkommentar“:

z.B. (ausgewählt aufgrund der Kürze)

Seite 646 Sprachgitter

„Mit Brief und Uhr“

Entstehung: Anfang 1956 (Genf) – 3.11.1958; das letzte Datum bezieht sich auf den Titel. Celan hatte vom 1.1. bis zum 30.4.1956 einen Zeitvertrag als Übersetzer am Internationalen Arbeitsamt in Genf.
Separater Erstdruck: Akzente, München, Heft 4 (August) 1956, S. 300, unter dem Titel „Stilleben und Briefe und Wanduhr“, zusammen mit „Heimkehr“ (SG) und „Unter ein Bild“.
Varianten:
Akzente: V. 3 f. in einem Vers; V.10 „eiserne Ringe gezogen.“; V. 16 „Komm nun, schimmerndes Licht.“
Erläuterungen:
T Mit Brief und Uhr] „Brief und Uhr“ war zeitweise als Zyklustitel vorgesehen.

Auf den letzten Seiten des Buches findet sich ein Verzeichnis der Gedichte in alphabetischer Form und ein ausführliches Inhaltsverzeichnis.

Wer sich ein wenig für Lyrik interessiert, kommt an Paul Celan und seinen Gedichten nicht vorbei. Die „Kommentierte Gesamtausgabe“ empfehle ich mit größtem Vergnügen und abschließend mit Celans „Schlaflied“

SCHLAFLIED

Über die Ferne der finsteren Fluren
hebt mich mein Stern in dein schwärmendes Blut.
Nicht mehr am Weh, das wir beide erfuhren,
rätselt, der leicht in der Dämmerung ruht.

Wie soll er, Süße, dich betten und wiegen,
daß seine Seele das Schlummerlied krönt?
Nirgends, wo Traum ist und Liebende liegen,
hat je ein Schweigen so seltsam getönt.

Nun, wenn nur Wimpern die Stunden begrenzen,
tut sich das Leben der Dunkelheit kund.
Schließe, Geliebte, die Augen, die glänzen.
Nichts mehr sei Welt als dein schimmernder Mund.

Leviathan, amazon.de, 27.9.2006
(Zur Erstausgabe)

Das Gedicht, die Daten und die Schöne Zunge

(…)

Paul Celan, den man nicht ohne Pathos zur klassischen Moderne rechnet, hat sich gegen begriffliche Einvernahmen früh und vergeblich gewehrt. Für seine Büchner-Preis-Rede („Der Meridian“) hatte er notiert:

Ich spreche, dies zunächst, nicht von ,moderner Lyrik‘, ich spreche vom Gedicht heute.

Zuvor aber benutzte er, nicht ohne Hintersinn, die Wendung:

La poésie, elle aussi, brûle nos étapes

was etwa heißt, eine Etappe überspringen, kein Marschquartier aufschlagen. Das ist ein Begriff aus dem Militärischen wie – nicht zufällig – der Begriff Avantgarde.
Daß Celan seine Etappen überspringen wollte, hing auch damit zusammen, daß er – menschlich wie poetisch – auf der Flucht war; auf der Flucht nach vorn. Auf der Flucht vor Gut- oder Böswilligen, die ihm die „Todesfuge“ „lesebuchreif gedroschen“ hatten; aber auch vor jenen, die seiner Lyrik jeden Wirklichkeitsgehalt absprachen und anläßlich der „Todesfuge“ von „kontrapunktischen Exerzitien auf dem Notenpapier“ sprachen. Vergessen wir nicht die Megäre, die Celan mit einem unqualifizierten Plagiatsvorwurf verfolgte, der für kurze Zeit auch in deutschen Feuilletons Gehör fand.
Die Furie der Verfolgung erscheint, in anderer Gestalt, noch zuletzt, zwei Monate vor Celans Tod, als in der Bukarester Zeitschrift Immanuel Weißglas’ auf 1944 datiertes Gedicht „Er“ erschien. In ihm fanden sich Motive der „Todesfuge“, und Celan muß befürchtet haben, daß eine neue Plagiatskampagne auf ihn zukam. Mehr noch: Giuseppe Bevilacqua, der in seinen Celan-Studien den „Wegspuren zum Nichts“, d.h. in den Suizid nachgegangen ist, zeigt, wie sich „der Gedanke an eine endgültige, freiwillig bewirkte ,Endlösung‘ im Gemüt des Dichters einnistete.“ Celan habe schon sehr früh ein Gefühl seiner Aufgabe und seines Schicksals gehabt:

Zuletzt erlebte er das sicherlich als eine Parabel, eine Parabel, der es galt im richtigen Moment ein Ende zu setzen, anstatt dies den äußeren Umständen zu überlassen.

Ich erwähne diese biographischen Dinge, weil sie den Blick auf ein zentrales Motiv von Celans Arbeit lenken: auf das Gedicht, das seiner Daten eingedenk ist. Der Plagiatsvorwurf Claire Golls ließ es Celan geraten scheinen, die Entstehung seiner Gedichte zu dokumentieren, also Entwürfe, Fassungen, Reinschriften und Satzvorlagen zu datieren und aufzubewahren. Die beiden konkurrierenden kritischen Ausgaben, die Bonner und die Tübinger, dokumentieren das entsprechend. Doch solche Sicherung war für Celan mehr; sie gehörte zum Selbstverständnis seiner Poesie. Die Meridian-Rede setzt den Akut des Heutigen; setzt gegen Benns Monologismus das Dialogische, das Sprechen wider alle Hoffnung:

Aber das Gedicht spricht ja! Es bleibt seiner Daten eingedenk, aber – es spricht.

Welcher Daten eingedenk? Der „20. Jänner“ datiert nicht bloß Lenz’ Weg durchs Gebirg, er meint auch die Wannsee-Konferenz und die sogenannte „Endlösung der Judengfrage“. „Vielleicht darf man sagen, daß jedem Gedicht sein 20. Jänner eingeschrieben bleibt?“, heißt es in der Büchner-Rede. Celan gab diesen Wink 1960; die Forschung hat nach und nach verstanden.
Besonders genau vielleicht in der Kommentierung der einbändigen Gesamtausgabe von Celans Lyrik. Hier – in dem Band Die Gedichte – hat man nicht bloß sämtliche Gedichte beisammen, die der Dichter publiziert oder nachgelassen hat, sondern auch einen von Barbara Wiedemann erstellten hochinformativen Kommentar. Er bringt nicht bloß Entstehungs- und Publikationsdaten; er geht vor allem Celans Lesespuren nach – überraschenderweise vielen aus der Fachliteratur, aber auch aus Wochen- und Tagespresse, etwa der FAZ. Der Band ist selbst ein Datum, ein Datum der Celan-Rezeption, vielleicht Anfang einer heilsamen Ernüchterung. Er beendet, so hofft man, den frömmelnden Ton, den viele Auslassungen über den Dichter immer noch anschlagen. Er läßt zudem auch jene Parabel erkennen, die Celans Werk beschreibt, erlaubt damit auch die Frage, wie sich diese in die Enge geführte Kunst zu ihrer auch zahlenmäßig enormen Ausfaltung verhält.

(…)
Harald Hartung, Merkur, Heft 674, Juni 2005
(Zur Erstausgabe)

 

Weitere Beiträge zur Erstausgabe Buch:

Leopold Federmair: Die Waffen des Dichters
Neue Zürcher Zeitung, 7./8.6.2003

Helmut Böttiger: Es steht in „Brehms Tierleben“!
Tages-Anzeiger, 1.11.2003

Sigrid Weigel: Vom Werden eines Dichters
Literaturen, Heft 4, 2004

 

 

Skizze zum Jugendporträt des Dichters

Ob ich in die Biographie Paul Celans gehöre oder ob er in meine Biographie gehört, ich wüsste nicht, was ich behaupten soll. Wer hätte solch einen an geheimnisvolle Perfektion grenzenden Spürsinn, in unseren Gedichtbänden – den einzigen Fixpunkten unserer Existenz – einen Klang meiner Dichtung in einem seiner Gedichte oder eine seiner Vokabeln in meinen Gedichten zu entdecken? Solche Fragen sind natürlich von zweitrangiger Bedeutung bei der Aufschlüsselung seines ergreifenden Schicksals. Inwieweit unser Zusammentreffen, das in seiner Bedeutung die Kürze eines Augenblicks um das Vielfache überdauert, eine Klangfarbe entstehen ließ oder ein Aroma, das unsere Dichtung einmalig und unverwechselbar werden ließ, wer mag es mit Bestimmtheit sagen?
Zweifellos waren wir beide schon Dichter, als wir uns trafen, unerschütterlich in unserer Berufung, obwohl keiner von uns als Beweis einen Band hätte vorlegen können. Wir sprühten vor Jugend, vor allem aber vor pulsender Poesie. Die Zeit, die wir mitmachten, war eine Zeit der ununterdrückbaren Hoffnung, wie sie sich immer einstellt nach erschütternden Katastrophen. Wir konnten weniger Jahre zählen als Andenken an plötzlich Verschiedene. Die Erinnerungen an das mitgemachte Grauen, die Ängste bestimmten die Tiefen der Psyche eines jeden, ungeachtet seiner körperlichen und seelischen Verfassung. Der Vorgeschmack der Freiheit lag auf unseren Lippen. Später erfuhren wir diese Freiheit in unserer Dichtung, ein jeder in anderen Breitengraden, dort, wohin es ihn verschlagen hatte, ohne dass die räumliche Trennung unsere Beziehungen um jenes verborgen korrespondierende Mit-Schwingen gebracht hätte.
Die Lebenserfahrung Paul Ancels war um vieles von jener seiner neuen Bukarester Freunde verschieden. Sein Blick und sein Lächeln waren oft von einer leichten Dämmerung umgeben. Trotzdem bewies Paul fast immer auf seinen zahlreichen Spaziergängen durch Bukarest oder entlang der Schwarzmeerküste, auf der gemeinsamen Sylvesterfeier, in den endlosen Diskussionen außergewöhnliche Vitalität, überraschende Phantasie und war immer in seiner gewinnenden Art guter Laune. Unsere Vorliebe galt den gleichen Dichtern: Apollinaire, Jessenin, Desnos, Éluard. An die Surrealisten banden uns nicht nur Leseerlebnisse und die revolutionäre Haltung in Leben und Kunst, sondern auch ihre wunderbar aufschlussreichen Spiele, „cadavres exquis“ und „questions et réponses“. An sie knüpften wir auch mit unseren gemeinsam verfassten Texten an, in denen der Zufall mit der Vision und Einbildungskraft eines jeden von uns zusammenspielte.
Viele dieser spielerisch-ernsten Seiten gingen verloren. Sicherlich trug auch ich Schuld daran. Damals war mein Sinn für das Augenblickliche ausgeprägter als für das Dauernde. Jene Manuskripte betrachtete ich als den Ausdruck eingegebener Spontaneität, keineswegs als literaturgeschichtliche „Dokumente“. Fehlte es uns an Hochmut, jene Texte als solche anzuerkennen, oder war es gerade der Hochmut, mit dem wir an unsere Schöpferkraft glaubten, der uns diese kollektiven Texte vergessen ließ, in dem festen Glauben, dass wir genügend andere Texte schreiben würden, in denen man uns wiedererkennen könnte? Diese gab es damals noch nicht; die Gewissheit aber, dass sie eines Tages entstehen würden, rechtfertigte unseren scheinbaren Hochmut. Obwohl uns eine gemeinsame Wesensart verband und wir füreinander Sympathie empfanden, glaube ich, dass Paul meine Art missfiel. Meine übermäßig turbulente und aggressive Vitalität widersprach seinem Begriff von Weiblichkeit, selbst wenn er dahinter die Dichterin witterte, und entsprach auch nicht seinem verinnerlichten und kontemplativen Temperament. Er vertraute meinem Talent, mich aber interessierte damals vor allem die Anerkennung des großen Ion Barbu und weniger das Lob des Kollegen, der den Namen Paul Celan annehmen sollte.
Wenn wir uns auch nicht gegenseitig Konkurrenz machten, so waren wir auch nicht im eigentlichen Sinne Verbündete. Ich möchte mich ausschließlich auf Erlebtes, Gesehenes oder mir Bekanntes beziehen. Da muss ich unbedingt zunächst jenen Nachkriegssommer in Mangalia an der Schwarzmeerküste erwähnen, als es wenig Geld und wenig zu essen gab, jenen Sommer der Zuckermelonen und der Künstler in ihren bunten Gewändern, jenen Sommer, in dem Paul sicherlich glücklich war, ein Sommer, der seine Persönlichkeit voll ausstrahlen ließ, weil er geliebt wurde. Er fand von einer Liebe zu einer anderen, von einem schönen und fröhlichen Mädchen zu einem anderen von verborgener Schönheit, geheimnisvoll und melancholisch. Das eine nannte er „Gioia“, das andere „Notte“. Gioia ertrank Jahre später in einem fremden Meer (vielleicht nahm sie sich das Leben, denn sie war eine ausgezeichnete Schwimmerin); Notte war auch eine dramatische Existenz beschieden. Ich habe sie beide beneidet, weil sich ihnen ein Teil von Pauls Seele offenbart hat, der mir für immer verborgen blieb. Alles das erwähne ich nicht um des Anekdotischen willen. Er sollte „zwanzig Jahre später“ in Paris selber darauf zu sprechen kommen, mit jenem Schuldbewusstsein, das seiner seelisch-moralischen Struktur entsprach… Ich erinnere mich an ihn, wie er uns Verse von Jessenin in der rumänischen Übersetzung von Ion Costin vortrug. Ich sehe ihn auf einem Felsvorsprung sitzen, in das Wellentreiben vertieft, oder durch die blaudämmernden Gässchen Mangalias streifen, noch nichts ahnend von der strahlenden und zugleich aschfahlen Aura, die ihn einmal umgeben sollte. Auch ich ahnte damals nicht, dass ich Jahrzehnte später zusammen mit unserem damaligen Freund Petre Solomon einige seiner Gedichte übersetzen würde, Übersetzungen, die er nie zu lesen bekommen sollte.
In unseren Diskussionen ging es nie ausschließlich um ästhetische Fragen; die ethischen Probleme, mit denen sich unsere Generation auseinanderzusetzen hatte, gehörten genauso dazu. Der beruflich motivierten Egozentrik stand unsere Großmütigkeit gegenüber, ja sogar jenes „ bain de multitude“ im Sinne von Jules Romains. Diese Bestrebungen und Nostalgien fanden sich später in den Briefen wieder, die wir erhielten, als der Name Paul Celan zu seiner Berühmtheit gekommen war. Wir hatten von dem Ansehen, das er genoss, erfahren, und die Tatsache, dass er in Paris, in der Stadt so vieler poetischer Feuerwerke, lebte, ließ uns sein Schicksal noch triumphaler erscheinen. Als ich dann ein völlig entpoetisiertes Paris wiederfand, nachdem ich meinen Traum von dieser Stadt ein Leben lang von meinen Illusionen genährt hatte, traf es mich besonders hart, weil ich auch Paul in einem völlig veränderten, tragischen Konfliktzustand wiederfand. Anfangs wollte er mich nicht empfangen, er war krank, und ich kam ungelegen. Aber dann rief er doch noch bei mir an und lud mich zu sich ein. Stundenlang haben wir Erinnerungen ausgebreitet, wir sprachen rumänisch und französisch. Sein Gedächtnis war ausgezeichnet und verblüffend konkret. Jener hinreißende Magnetismus seiner Persönlichkeit aber, der sein jugendliches Wesen ausmachte und sich unauslöschlich in meine Erinnerung gegraben hatte, war ihm abhanden gekommen. Er wollte Einzelheiten über alle wissen, neben denen er jene Jahre verbracht hatte, da diese Zeit in seinem Leben einen Leuchtpunkt darstellte, nicht zuletzt weil sie unmittelbar auf eine Zeit des Grauens folgte. Als er etwas über einen gemeinsamen Bekannten erfahren wollte, der es in der Dichtung nicht allzuweit gebracht hatte, sagte ich ihm, der Betreffende sei ein Gescheiterter. „Aber“, erschrak er, „das soll man niemals über jemanden sagen, der noch am Leben ist.“ Er empfand die Kälte, die Gleichgültigkeit und die Aggressivität der Umwelt besonders scharf, er litt darunter, und die Poesie war gleich ihm zu verwundbar und zerbrechlich, als dass sie ihn davor hätte beschützen können, Nach mehreren Zusammentreffen sah ich ihn ein letztes Mal kurz vor seiner Abschiedsgeste. Wir sprachen auch über die Übersetzung, die ich zusammen mit Petre Solomon vorbereitete. Ich habe ihm unsere Wortauswahl zur Begutachtung vorgelegt, wir unterhielten uns über die Wortneuschöpfungen, jene Wort-Metaphern, die er, der einst ein Meister der Wortspiele war, in poetischer Tiefgründigkeit geschaffen hatte, die im Deutschen so aufschlussreich sind, im Rumänischen aber keine Entsprechung haben. Er war ruhig und heiter. Zu dem von ihm zubereiteten Imbiss stießen wir mit einem Glas Wein an. Beim Abschied umarmten wir uns, so als ob wir uns damals erst erkannt hätten, nach Jahren viel zu langer Trennung. Ich habe ihn dann noch einmal gesehen. Es war in Göttingen in einem Film, den das Goethe-Institut den eingeladenen Übersetzern vorführte. Der Rest ist Schweigen. Und Bibliographie.

Nina Cassian, in Zeitschrift für Kulturaustausch 3, 32. Jg., 1982
Aus dem Rumänischen übersetzt von Klaus Hensel

 

Hans Mayer: Erinnerung an Paul Celan, Merkur, Heft 272, Dezember 1970

 

CELAN

Du Lieber Toter
Aus dem Sprach-Ton
deiner Gedichte
brennen wir
deinen unzerstörbaren
Sarg.

Kurt Klinger

 

PAUL CELANS GRAB

Keine Blumen gepflanzt
das sei überflüssig

Nichts Überflüssiges
nur
wilder Klatsch-Mohn
schwarzzüngig
ruft uns ins Gedächtnis
wer unter ihm
blühte

Rose Ausländer

 

Fakten und Vermutungen zur Herausgeberin + Kalliope

 

 

Paul Celan: Dichter ist, wer menschlich spricht. Ein Film von Ulrich H. Kasten und Hans-Dieter Schütt mit Eric Celan und Bertrand Badiou.

 

Gerhart Baumann hielt seinen Vortrag Paul Celan: Um-Wege zu sich und die offene Frage des Gedichts auf der Tagung Vom Sinn moderner Lyrik am 23. Januar 1971 im Haus der Katholischen Akademie in Freiburg.

 

 

Niemand zeugt für den Zeugen. 100 Jahre Paul Celan. Literarische Soirée am 30.9.2020 im Haus am Dom Limburg.

 

„wir wissen ja nicht, was gilt“ – Paul Celan zum 100. Geburtstag

 

Ein Abend zu Paul Celan am 18.5.2020 im Literaturhaus Berlin mit Hans-Peter Kunisch und Thomas Sparr. Es moderiert Eveline Goodman-Thau.

 

Paul Celan, Czernowitz & die „Todesfuge“. Helmut Böttiger berichtet.

 

Erreichbar, nah und unverloren. Reisen zu Paul Celan. Teil 1. Gespräch mit Helmut Böttiger.

 

Todesfuge – Biographie eines Gedichts. Alexander Suckel im Gespräch mit Thomas Sparr am 17.4.2020 im Literaturhaus Halle.

 

„Ästhetik und politische Dimension der Dichtung Paul Celans“. Mit Helmut Böttiger, Thomas Sparr und Monika Rinck; Moderation: Dieter Stolz am 23.11.2020 im Literaturforum im Brecht Haus.

 

Paul Celan in Europa – Videogespräch am 22.9.2020 im Rahmen der trilateralen Forschungskonferenzen 2020–2023 in der Villa Vigoni.

 

Paul Celan übersetzen – Gabriel Horatiu Decuble im Gespräch mit Ton Naaijkens und Alexandru Bulucz, Moderation Ernest Wichner am 6.11.2021 im Literaturhaus Halle im Rahmen der Tagung „Was setzt über, wenn Gedichte übersetzt werden“.

 

Clément Fradin, Julia Maas und Michael Woll stellen Paul Celans Bibliothek im Deutschen Literaturarchiv Marbach vor.

 

„Die Todesfuge. Zur Biographie eines Gedichts im Archiv“ – Thomas Sparr im Gespräch mit Jan Bürger, Kai Uwe Peter und Michael Woll

 

Michael Woll stellt Paul Celans Nachlass im Deutschen Literaturarchiv Marbach vor. Im Mittelpunkt stehen dabei die Hölderlin-Bezüge in Celans Texten.

Zwischen „Grabschändern“ und „Linksnibelungen“. Wolfgang Emmerich im Gespräch mit Michael Braun über Paul Celans Verhältnis zu Deutschland und seinen deutschen Kritikern.

Carolin Callies, Ann Cotten, Daniela Danz, Aris Fioretos, Norbert Hummelt und Rainer René Mueller kommentieren Paul Celans Gedicht „Was es an Sternen bedarf“.

 

 

Paul Celan liest Gedichte in Jerusalem am 9.10.1969

Zum 50. Todestag des Autors:

Daniel Jurjew / Klaus Reichert: Paul Celan: Ich sehe seine Hellsichtigkeit, bei anderem denke ich einfach: er übertreibt
Frankfurter Rundschau, 19.4.2020

Gregor Dotzauer: Das Eigene und das Andere
Der Tagesspiegel, 19.4.2020

Susanne Ayoub: Es ist Zeit, dass es Zeit ist
Der Standart, 19.4.2020

Sandro Zanetti: Akute Dichtung: Celans Zumutungen
Geschichte der Gegenwart, 19.4.2020

Friederike Invernizzi: Sprechen zwischen Wunde und Narbe
Forschung & Lehre, 19.4.2020

Frank Trende: Die bewegende Geschichte der Todesfuge
shz.de, 19.4.2020

Dunja Welke: Paul Celan – Ein zerrissener Dichter
RBB, 18.4.2020

Stefan Lüddemann: Paul Celan, Dichter des Holocaust, starb vor 50 Jahren
Neue Osnabrücker Zeitung, 19.4.2020

Shmuel Thomas Huppert: Erinnerungen an Paul Celan
SR 2, 26.2.2020

Christoph Bartmann: Ein Riss, der nicht zu heilen war
Süddeutsche Zeitung, 20.4.2020

Christine Richard: Ein Leben, immer nahe am Untergang
Tages-Anzeiger, 20.4.2020

Anton Thuswaldner: „Die Welt ist gegen mich losgezogen“
Salzburger Nachrichten, 19.4.2020

Klaus Reichert im Gespräch mit Niels Beintker: Erinnerungen an Begegnungen und Gespräche mit Paul Celan
BR24, 20.4.2020

Rüdiger Görner: Asche atmen: Zu Paul Celan
Die Presse, 23.4.2020

Marko Martin: Paul Celan und die „Linksnibelungen“
Welt, 27.4.2020

Evelyne Polt-Heinzl: Paul Celan Ein Migrant in Wien
Die Furche, 8.4.2020

 

 

Zum 100. Geburtstag des Autors:

Andreas Wirthensohn: Todesklage für die Überlebenden
Wiener Zeitung, 21.11.2020

Klaus Demus: „Eine sehr große Freundschaft“
literaturoutdoors.com, 22.11.2020

Claus Löser: Fünf Filme für Paul Celan
Berliner Zeitung, 21.11.2020

Krisha Kops: Paul Celan: Dichter, Überlebender, Heimatloser
Deutsche Welle, 22.11.2020

Ulf Heise: Lyrik als Flaschenpost
Freie Presse, 22.11.2020

Susanne Ayoub: Paul Celan: Verlust der Heimat, Trauer um die Eltern
Der Standart, 22.11.2020

Wolf Scheller: Was nicht gesagt, nur angedeutet werden kann
Der Standart, 23.11.2020

Andreas Montag: Dichter Paul Celan – Der Schleier des Herbstes
Mitteldeutsche Zeitung, 23.11.2020

Andreas Müller: Paul Celan – zum 100. Geburtstag
Wiesbadener Kurier, 23.11.2020

Stefan Kister: Unter die Deutschen gefallen
Stuttgarter Zeitung, 22.11.2020

Paul Jandl: Vielleicht war Paul Celan einmal ganz er selbst. Da spielte er die Dürrenmatts beim Tischtennis in Grund und Boden
Neue Zürcher Zeitung, 23.11.2020

Sabine Glaubitz: Er schrieb das Unsagbare auf: Nachkriegsdichter Paul Celan wäre heute 100 Jahre alt geworden
stern, 23.11.2020

Volker Weidermann: Ein Grab in den Lüften
Der Spiegel, 20.11.2020

Jochen Hieber: Im Höhenrausch mit Ingeborg Bachmann
Der Spiegel, 23.11.2020

Stefan Brams: Interview mit Thomas Sparr – Paul Celan stiftet zur Erinnerung an
Neue Westfälische, 23.11.2020

Helmut Böttiger: Die graue Sprache
Süddeutsche Zeitung, 22.11.2020

Helmut Böttiger: Auf der Suche nach einer graueren Sprache
Jüdische Allgemeine, 21.11.2020

Albrecht Dümling: Die Todesfuge in Tönen
Deutschlandfunk Kultur, 20.11.2020

Nikolaus Halmer im Gespräch mit Barbara Wiedemann: Paul Celan: „Es sind noch Lieder zu singen jenseits der Menschen“
Die Furche, 11.11.2020

Harald Seubert: Lieder jenseits der Menschen und kodierte Zeit: Paul Celan (1920–1970). Zum Gedenken
youtube.com, 15.6.2020

Celebrating Paul Celan: An Evening with Pierre Joris and Paul Auster
youtube.com, 21.11.2020

Stadtführung „Auf den Spuren von Paul Celan“
youtube.com, 10.9.2020

Paul-Celan-Literaturtage 2020. Videopräsentation vom Paul Celan Literaturzentrum Czernowitz

Ausstellung Paul Celan 100 – Unter den Wörtern

 

 

West-östliche Konstellationen. Internationale Tagung als hybride Veranstaltung im Lyrik Kabinett, München, sowie online.
Tagungskonzeption und -organisation: Prof. Markus May und PD Dr. Erik Schilling (Institut für deutsche Philologie der LMU München)
8.–9.10.2020

Eröffnung

 

Ambivalente Topographien. Rilkes Dritte Duineser Elegie und Celans „Walliser Elegie“

 

„West-östliche“ Lesarten im Jahrhundert nach Celan

 

Das Schweigen über Brücken. Orte Celans bei Robert Schindel

 

Abendvortrag: Todesfuge. Biographie eines Gedichts

 

„Wortaufschüttung“. Materialität als Indexikalität bei Paul Celan

 

Betreten. Zum Anfang von Engführung

 

Celans Draußen. Über reale und sprachliche Räume in seiner Dichtung

 

„Stimmen vom Galgenbaum“. Celans west-östliches Rotwelsch

 

Fakten und Vermutungen zum Autor + ÖMIMDbKLG +
PCLZ + PCLZKanal + Archiv 1 & 2 + Internet Archive + Kalliope +
Georg-Büchner-Preis 1 & 2
Porträtgalerie: Keystone-SDA
shi 詩 yan 言 kou 口
Nachrufe auf Paul Celan: Neue Literatur ✝︎ NZN



Paul Celans Todesfuge interpretiert von Diamanda Galas im Teatro Albeniz, Madrid, 15.10.2008.

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