Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Literaturkritik auf kreativen Abwegen (Teil 1)

Literaturkritik auf kreativen Abwegen
Kurzes Rückkommen auf Georges Perros

 

Der französische Lyriker und Prosaist Georges Perros (1923-1978), in deutscher Übersetzung erst seit kurzem – postum – zu lesen, hat aus Honorargründen in den 1950er, 1960er Jahren zahlreiche Buchbesprechungen für Zeitungen und Zeitschriften verfasst, zumeist Gelegenheits- beziehungsweise Auftragsarbeiten, die er wohl ohne allzu grossen Aufwand nebenher erledigte. Was sich wie feuilletonistische Kurzware ausnimmt, ist bei genauerem Hinsehen hochkarätige Literaturkritik, meist sehr knapp gefasst, nach Werken von bekannten Autoren, aber auch von Debütanten und Amateuren.1
Doch um die Autoren, die Autorinnen geht es hier nicht; sie könnten auch anonym bleiben. Perros konzentriert sich allein auf die Texte, die er freilich – man merkt es bald und ist darob keineswegs verstimmt – nur punktuell wahrnimmt, nämlich nach Intensitäten, die sich bei nomadisierendem  Lesen da und dort einstellen.
Inhalt, Plot, Komposition bleiben irrelevant, Perros vermeidet (verweigert) jede Art von Resümée, er berichtet nicht über das, was er gelesen hat, vielmehr darüber, wie er gelesen hat; und er zeigt lakonisch auf, was er mit dem Gelesenen nun anfängt. Er geht also nicht auf den Text ein, er geht von ihm aus.

… Fortsetzung hier

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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