Mit diesem 32seitigem Heft wurde Ritsos 1983 einer größeren Leserschaft in der DDR bekannt.
Ein männlicher Briefmark erlebte / Was Schönes, bevor er klebte. / Er war von einer Prinzessin beleckt. /
In einer Zeit, in der die sozialen Systeme abgeschafft werden, die Grenzen zur Dritten Welt immer schroffer werden, von Kulturkämpfen die Rede ist, Massenarbeitslosigkeit zu einem Normalfall und Arbeit zu einer verhandelbaren Variablen geworden sind, ist es an der Zeit, diesen Themen, die wortwörtlich auf der Straße liegen, ein Forum zu bieten: in Form einer Gedichtanthologie, die es für die politische Lyrik seit zwanzig Jahren nicht mehr gab.
MALEN NACH REIMEN – ich malte mal die gelbe elbe / die gefiel mir nicht so malte ich die grüne düne /
Monovassiá evoziert Ritsos’ Kindheit, die Geschichte seines Lebens. „Über etwas, das man staunend bewundert, kann man sprechen, wenn man Abstand zu ihm hat. Monovassiá ist, was ich auf dem Leib trage – ja, es ist mein Körper, ich existiere im Innern von Monovassiá.“
Ritsos’ Gedichtzyklus, eine Art literarisches Testament, das 1986 und 1987 entstand, wurde erst nach dem Tod des Autors veröffentlicht. In den achtundsechzig Gedichten dieses Gedankentagebuchs eines letzten strahlenden Ägäissommers unterzieht Jannis Ritsos (1909–1990) die tragenden Ideen seines literarischen und politischen Lebens einer illusionslosen Prüfung.
Jannis Ritsos ist im deutschen Sprachraum vor allem als Dichter des linken politischen Widerstands und der Straflager bekannt geworden. Ziel dieser neuen Auswahl – der Ritsos noch selbst zugestimmt hat – ist es, sein facettenreiches Werk aus dieser Engführung zu befreien.
Zur Wiedergabe von Originaltext und Übertragung von Paul Celan in direkter Gegenüberstellung treten aufschlußreiche Zeugnisse, vor allem die Verlagsbriefwechsel, Abbildungen und ein ausführliches Nachwort des Herausgebers.